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12.11.10  Das Design-Argument in der Diskussion

In der Öffentlichkeit ist es um „Schöpfung“ und „Intelligent Design“ merklich ruhiger geworden. Nach wie vor aber erscheinen national und international Beiträge und Artikel zur Frage nach der Erkennbarkeit Gottes in der Natur und zum Design-Ansatz in der Biologie.

Hansjörg Hemminger, Weltanschauungsbeauftragter der Württembergischen Landeskirche, hat in einer kürzlich erschienenen Veröffentlichung seine Ablehnung von „Intelligent Design“ begründet (Hemminger 2010a). Zuvor hatte er im Frühjahr eine Rezension des Buches „Spuren Gottes in der Schöpfung?“ (http://www.wort-und-wissen.de/si/bio/spurengottes.html) auf der Webseite der AG Evolutionsbiologie veröffentlicht (Hemminger 2010b). Der Autor dieses Buches, Reinhard Junker, hat Hemmingers Argumentation in zwei Artikeln kritisch analysiert.

Im ersten Artikel („Sind Gottes Spuren in der Schöpfung verwischt? Eine Antwort auf irreführende Argumente gegen den Design-Ansatz in der Biologie“, online unter http://www.wort-und-wissen.de/fachgruppen/wt/designerspuren_verwischt.html) schreibt Junker in der Zusammenfassung:

„In seinem Beitrag über „Schöpfungsglaube und Intelligentes Design“ erläutert Hemminger seine Sicht, dass und weshalb schöpferisches Wirken in der Natur nicht erkennbar sei. Designer-Spuren würden durch natürliche Prozesse nachträglich verwischt und es gebe Beispiele von Design-Indizien, die natürlich erklärbar seien. Damit könne an solchen Design-Kennzeichen nichts abgelesen werden. Hemmingers Kritik am Design-Argument stützt sich jedoch auf eine verkürzte Darstellung des Design-Arguments und auf selbst formulierte Design-Kriterien, die von den Befürwortern des Design-Arguments gar nicht vertreten werden. So betrachtet er fälschlicherweise bloße Muster wie Hexenringe und Baumringe als Design-Indizien, die nach den Kriterien des in Junker (2009) dargestellten Design-Arguments gar nicht als Design-Indizien gelten können. Dazu kommt, dass er diesen Mustern fälschlicherweise Information und Bedeutung zuschreibt und in eine Reihe von Strukturen stellt, die tatsächlich Information tragen (wie das Erbmolekül DNS). Die richtige Feststellung, dass Designer-Spuren im Laufe der Zeit verwischt werden können, beweist in keiner Weise, dass dies immer der Fall ist. Vielmehr muss jeder Einzelfall geprüft werden. Hemmingers Frage nach einer experimentell kontrollierbaren Ursache „Intelligenz“ geht ebenfalls am Design-Ansatz vorbei. Es geht beim Design-Ansatz um eine historische Fragestellung, die nicht experimentell beantwortbar ist, sondern anhand von Indizien und eventuell durch Simulationen beantwortet werden muss.

Beim zweiten Artikel („Eine Karikatur des Design-Arguments“, online unter http://www.wort-und-wissen.de/disk/d10/1/d10-1.html) handelt es sich um eine Entgegnung auf Hemmingers Buchrezension. Junker zeigt, dass Hemmingers Ausführungen an der Argumentation seines Buches vorbeigehen. Der Rezensent geht eingangs zwar auf den Ansatz des „spezifischen Design“ ein, der grundlegend für den Design-Ansatz ist, wie er in „Spuren Gottes in der Schöpfung?“ erläutert und vertreten wird, gibt aber die Argumentation verkürzt und sinnentstellend wieder. Zudem konstruiert er Design-Argumente, die der Autor gar nicht vertritt, um sie anschließend ebenso zu widerlegen wie das verkürzte Design-Argument. Seine Behauptung, die Evolutionsforschung habe dem Design-Ansatz voraus, dass ihre Aussagen aus Gesetzen ableitbar und überprüfbar seien, erweist sich als Zirkelschluss.

Zitierte Quellen

Hemminger H (2010a) Schöpfungsglaube und „intelligentes Design“. Eine Einführung in die Naturwissenschaft beim Spazierengehen. In: Hempelmann, R (Hg) Religionsdifferenzen und Religionsdialoge. EZW-Texte 210, Berlin 2010, S. 59-70.

Hemminger H (2010b) Über „Intelligent Design“ hinaus? Reinhard Junkers neues Buch: „Spuren Gottes in der Schöpfung?“ http://ag-evolutionsbiologie.de/app/download/3294042502/Spuren-Gottes-HH.html

Junker R (2009) Spuren Gottes in der Schöpfung? Eine kritische Analyse von Design-Argumenten in der Biologie. Studium Integrale. Holzgerlingen. (http://www.wort-und-wissen.de/si/bio/spurengottes.html)


Autor dieser News: Studiengemeinschaft Wort und Wissen, 12.11.10

 
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