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18.06.07  Neue Texte über „Urmenschen“ und „Urvögel“

Wichtige Indizien zur Erhellung der Herkunft des Menschen sind zweifellos Fossilien, das sind konservierte Überreste von früheren Lebewesen in Form von Versteinerungen, Abdrücken u. a. (vgl. Was ist Paläontologie?). Von Menschen und Menschenaffen sind zahlreiche Fossilien bekannt. Indizien für eine Vorfahrenstellung zum Menschen können vor allem der Fortbewegung, der Gehirngröße und -struktur, dem Gebiss und der Fähigkeit zur Werkzeugherstellung bzw. ihren Entsprechungen im Körperbau entnommen werden.

Die ausgestorbene Menschenaffengattung Australopithecus und einige ähnliche Gattungen (als „Australomorphe“ zusammengefasst) werden evolutionstheoretisch als mögliche Vorfahren des Menschen diskutiert. Alle diese Formen weisen jedoch Merkmale auf, die zu einer Übergangsstellung nicht passen. Das gilt auch für die erst in jüngerer Zeit entdeckten Gattungen Orrorin, Kenyanthropus und Sahelanthropus. Die bekannten Fossilien lassen sich nicht recht in eine widerspruchsarme Linie zum Menschen einordnen; bei jeder Art kommen Merkmale vor, die den jeweiligen Stammbaumdarstellungen widersprechen. Dies wird im neuen Artikel Australopithecinen („Südaffen“) und andere Menschenaffenartigen-Fossilien von Sigrid Hartwig-Scherer gezeigt. In diesem Artikel werden die wichtigsten Formen der Australomorphen und andere ausgestorbene Menschenaffen vorgestellt, die als mögliche Vorfahren des Menschen diskutiert werden.

In populären Darstellungen werden die Australomorphen häufig als „Urmenschen“ bezeichnet, doch diese Bezeichnung ist nicht gerechtfertigt. Die Bezeichnung „Urmensch“ ist nicht durch die Merkmale dieser Gruppe begründet, sondern resultiert aus der verbreiteten Auffassung, dass aus diesen Formen der Mensch evolutiv hervorgegangen sei.

Die Vielfalt der Australomorphen lässt sich alternativ im Sinne eines eigenen, sehr vielfältigen Grundtyps deuten (vgl. zur Grundtypenbiologie Heutige Grundtypen). Der Grundtyp besitzt ein Repertoire an Merkmals-Ausprägungsmöglichkeiten, das sich durch Ausbreitung und Spezialisierungen in verschiedene Richtungen „sternförmig“ entfaltet (Mikroevolution; Radiation; vgl. Genetisch polyvalente Stammformen von Grundtypen). Beim Versuch, Stammbäume mit diesen vielen Formen zu entwerfen, äußert sich das in Merkmalswidersprüchen. Das heißt: Je nach Gewichtung der verschiedenen Merkmale ergeben sich unterschiedliche Stammbaum-Rekonstruktionen, und wenn man alle gleich gewichtet, resultiert daraus eine busch- oder sternförmige Darstellung.

„Urvögel“. Die heutigen Vögel sind gegenüber anderen heute lebenden Wirbeltieren deutlich abgegrenzt. Lange Zeit vermittelte fast allein der berühmte fossile „Urvogel" Archaeopteryx aus dem Oberjura ein Bild davon, über welche Station ein evolutionärer Übergang von Reptilien zu Vögeln verlaufen sein könnte, denn er weist eine ausgeprägte Kombination von reptilienartigen und vogeltypischen Merkmalen auf. Der evolutive Übergang von Reptilien zu den Vögeln gilt nach der Entdeckung zahlreicher Fossilien in den letzten Jahren mittlerweile als gut belegt. Zu Archaeopteryx gesellen sich weitere fossile Gattungen (vor allem kleine Raubdinosaurier), die in den Übergangsbereich Reptilien – Vögel gestellt werden. Dennoch bleibt unklar, wie das besondere Vogelmerkmal der Federn und wie der Flug entstanden sind. Aufgrund von Merkmalswidersprüchen ist auch der evolutive Übergang zu den Vögeln umstritten.

Im neuen Artikel Entstehung der Vögel von Reinhard Junker werden der „Urvogel" Archaeopteryx und die Theropoden (zweibeinige Raubdinosaurier) als mögliche Vorfahren der Vögel vorgestellt und kritisch diskutiert. Außerdem werden Theorien zur Entstehung der Federn und des Vogelflugs vorgestellt und das Für und Wider erläutert. Folgende Ergebnisse werden präsentiert:

1. Unter den zweibeinigen theropoden Dinosauriern der Kreide gibt es zahlreiche Mosaikformen mit unterschiedlichen Vogel- und Reptilmerkmalen. Daher gelten sie als die besten Kandidaten für Vogelvorfahren.

2. Die zunehmende Vogelartigkeit einiger Formen unterstützt die evolutionstheoretische Deutung. Insgesamt sind die Merkmale bei den betreffenden Gattungen jedoch so mosaikartig verteilt, dass vielfach Konvergenzen und Reversionen (Rückentwicklungen) angenommen werden müssen, auch bei manchen Schlüsselmerkmalen.

3. Die ältesten fossilen Federn erscheinen in fertiger Form bei Archaeopteryx. Andere Fossilerhaltungen feder- oder haarartiger Strukturen sind deutlich jünger und in ihrer Deutung umstritten. Bei manchen kreidezeitlichen Formen wird Flugverlust als wahrscheinlich betrachtet.

4. Umstritten ist, welche Selektionsdrücke den Erwerb von Federn und der Flugfähigkeit begünstigt haben könnten.

5. Sowohl in der Kreide als auch zu Beginn des Tertiärs treten zahlreiche Vogelgruppen plötzlich und mit markanten Diskontinuitäten auf.


Autor dieser News: Studiengemeinschaft Wort und Wissen, 18.06.07

 
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