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29.08.07 Bemerkenswertes in der „Wirtschaftswoche“ und in der Stuttgarter ZeitungInterview mit Professor Spaemann. Ein sehr lesenswertes, ausführliches Interview mit Robert Spaemann, emeritierter Professor für Philosophie der Ludwig-Maximilians-Universität in München, veröffentlichte vor kurzem die Wirtschaftswoche (http://www.wiwo.de/pswiwo/fn/ww2/sfn/buildww/id/133/id/294085/fm/0/SH/0/depot/0/). Spaemann äußert sich darin zu Kreationismus, Intelligent Design, zum aktuellen Disput zwischen Evolutionsbiologen und Christen. Erfreulich ist zum einen seine Toleranz, die er Andersdenkenden (hier Kreationisten) gegenüber spüren lässt. Er zeigt auf, dass die Naturwissenschaft ihre Grenzen übersieht, wenn Sie Zielgerichtetheit in der Biologie (Teleologie) wegerklärt, und stellt in der Auseinandersetzung um die Ursprungsfragen naturalistische Dogmatismen fest, die mit Wissenschaft nichts zu tun haben. Sanktionen gegen den Kreationismus, wie von einem europäischen Parlamentarier vorgeschlagen (http://www.wort-und-wissen.de/presse/main.php?n=Presse.P07-5), lehnt er ab und bemerkt dazu: „Solche Auseinandersetzungen muss man führen auf einer intellektuellen Ebene. Was mich ein bisschen stutzig macht ist die Leidenschaft, mit der nun auf der anderen Seite der Evolutionismus verteidigt wird. Ich kann ja verstehen, dass Kreationisten eine bestimmte Vorstellung von Religion verteidigen. Aber der Evolutionismus ist eine wissenschaftliche Theorie, die immer auch Falsifikationsversuchen ausgesetzt werden sollte“, und kritisiert: „Wenn man nun spricht von bewiesenen Theorien – das macht mich schon misstrauisch, denn in der neuzeitlichen Wissenschaft ist alles Hypothese. ... Im Bereich der Evolutionstheorie aber werden Falsifikationsversuche mit großer Nervosität betrachtet. Und es wird ein Kampf geführt, als ginge es um die Grundlage unserer Zivilisation. Also ich würde sagen: Habt ihr’s nicht ein bisschen kleiner? Lasst uns doch die Diskussion führen auf der Grundlage von Argumenten und Gegenargumenten.“ In diesem Zusammenhang kritisiert er Tabus, die unter „political correctness“ aufgestellt werden und macht sich Sorgen um eine „Einschränkung der Meinungsfreiheit“. Wissenschaftler, die „Intelligent Design“ vertreten, nimmt er gegen den Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit in Schutz und fragt: „Ist es tatsächlich mit wissenschaftlicher Aufklärung unvereinbar, unbefangen Phänomene zur Kenntnis zu nehmen und zu behaupten, dass die von der Wissenschaft angebotenen Erklärungen die Welt nicht wirklich erklären?“ Die Möglichkeit, dass hinter der Natur ein Wille steht, schließt er mit folgender Überlegung nicht aus: „Gesetzt den Fall, es wäre so. Was wäre das für eine Wissenschaft, die sagte: Ja aber, wir müssen weiter auf unserer Ebene erklären, auch wenn es uns nie gelingt.“ Und: „Aber wenn die Vermutung, hier sei noch etwas anderes im Spiel uns ein zusätzliches Licht aufsteckt, warum dieses Licht abweisen?“ Diese Streiflichter mögen als Motivation diesen, das gesamte Interview zu lesen. Stuttgarter Zeitung: „Zufallsprodukt der Evolution - oder nicht?" Ein weiterer aus der Masse unkritischer Beiträge zum Thema „Evolution" herausragender Artikel erschien am 17. August in der Stuttgarter Zeitung: „Zufallsprodukt der Evolution – oder nicht? Es lohnt sich, über Darwins Lehre zu streiten" von Rolf Spinnler (http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1494940). Der Autor schreibt: „Doch was heißt hier Wissenschaft? Gehört zu deren Prinzipien nicht die Bereitschaft, das herrschende Wissen immer neu einer kritischen Revision zu unterwerfen? Warum fürchten die Anhänger der Evolutionstheorie die Auseinandersetzung mit konkurrierenden Deutungsmustern der Naturgeschichte so sehr, dass sie die Kritiker des Darwinismus immer wieder als hinterwäldlerische religiöse Fundamentalisten hinstellen, die keiner ernst nehmen könne? Den Gefallen wollen wir ihnen hier nicht tun.“ Der Autor schließt seinen Artikel mit dem Satz: „Es macht also einen Unterschied, ob wir uns als Zufallsprodukt der Evolution oder als Ziel eines Schöpfungsakts verstehen. Eben deshalb muss weiter über den Darwinismus gestritten werden.“ Dafür an dieser Stelle ein Dankeschön an den Autor und die Redaktion. Vier Tage danach erschien ein Gegenartikel von Alexander Mäder mit dem Titel „Darwin hat keine Konkurrenz. Die Evolutionstheorie kann sich Erklärungslücken leisten“ (http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1497259). Darin wird der Vergleich zwischen Evolutions- und Gravitationstheorie bemüht (dass Vergleiche dieser Art nicht treffend sind, wird im Newsbeitrag Wie die Evolutionstheorie vor Kritik geschützt wird erläutert) und anhand von Artbildungsvorgängen die Plausibilität von Evolution demonstriert. Solche Vorgänge sind aber auch Teil der Grundtypenbiologie, die sich auch im Rahmen der Schöpfungslehre deuten lässt (Genetisch polyvalente Stammformen von Grundtypen). Entscheidend ist dagegen die Frage, ob Makroevolution nachgewiesen ist (siehe dazu Mikro- und Makroevolution). Die Argumentation der Theorie des intelligenten Designs wird unvollständig dargestellt und behauptet, der Pflicht zur Überprüfung wollten und könnten sich IDler nicht stellen. Hierzu sei auf das Buch „Nur eine Illusion? Biologie und Design“ von Markus Rammerstorfer verwiesen (http://www.wort-und-wissen.de/info/rezens/b25.html). Dankenswerterweise plädiert der Autor aber dafür, dass man über Evolution, Schöpfung und den Sinn des Lebens reden könnte und sollte.
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