Schöpfung: Grundtypenbiologie | |
Interessierte: Kritik an der Grundtypenbiologie |
InhaltIn diesem Artikel wird Kritik vorgestellt, die an der Grundtypenbiologie geübt wurde. Es wird gezeigt, dass entgegen der Ansicht der Kritiker die Ansätze der Grundtypenbiologie prüfbar sind und Forschung anregen. Vermeintliche Widersprüche innerhalb der Grundtypenbiologie werden aufgelöst. Ist das Grundtypmodell testbar? Wie könnte die Existenz schöpfungsgemäß getrennter Grundtypen falsifiziert werden? Gemeinsamkeiten verschiedener Grundtypen Grundtyp-Diversifikation und Makroevolution Die Grundtypen tauchen im Fossilbericht nicht gleichzeitig auf |
Der Ansatz der Grundtypenbiologie wurde bisher von der Fachwelt nur wenig beachtet. Hier und da wurde in den letzten Jahren aber Kritik publiziert. Manchmal zeigte sich, dass der Kritiker mit den Inhalten der Grundtypenbiologie praktisch überhaupt nicht vertraut war (ein Beispiel schildert Grundtypenmodell der Schöpfungslehre widerlegt?). Es wurde aber auch seriösere Kritik geäußert, zum Beispiel von Korthof (2004). Auf diese wird in diesem Artikel eingegangen. Eine wesentlich detaillierte Auseinandersetzung mit Kritikpunkten wird im Expertenteil geführt. |
Ist das Grundtypmodell testbar? |
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Zur Beantwortung muss auf die wichtige Unterscheidung zwischen „Schöpfungsparadigma" und Hypothesen bzw. Theorien der „Grundtypenbiologie" hingewiesen werden. Dieser Unterschied wird im Expertenteil des Artikels Methodik der historischen Forschung näher erläutert. Unter Schöpfungsparadigma wird ein von Naturgesetzen nicht ableitbares ins-Dasein-Kommen (der ursprünglichen Lebewesen) durch Befehle Gottes („durch das Wort") verstanden. Dieser paradigmatische Rahmen ist nicht direkt prüfbar, sondern kann nur auf Plausibilität getestet werden. In diesem Rahmen können aber konkrete prüfbare Hypothesen und Theorien aufgestellt werden. Sie werden als „Grundtypenbiologie" zusammengefasst (Heutige Grundtypen, Genetisch polyvalente Stammformen von Grundtypen) bzw. es wird vom „Grundtypmodell" gesprochen. Eine ähnliche Unterscheidung zwischen paradigmatischem Rahmen und konkreten, prüfbaren Theorien muss auch in der Evolutionsbiologie vorgenommen werden; auch dort gilt, dass nicht das Paradigma, sondern nur die untergeordneten Hypothesen und Theorien prüfbar sind (Evolutionsparadigma und Naturwissenschaft). Das Grundtypmodell erlaubt folgende Testmöglichkeiten: Grundtypen müssen nach dem definierenden Kreuzungskriterium von den nächst ähnlichen Grundtypen abgrenzbar sein. (Die Grundtypdefinition wird im Artikel Heutige Grundtypen vorgestellt; die Kenntnis dieses Artikels wird hier vorausgesetzt.) Das Kriterium der indirekten Kreuzbarkeit (Kreuzungsverbindung mittels einer dritten Art) ist hier wichtig, um nachträglich aufgetretene Lücken und primäre (von Anfang an bestehende, schöpfungsgemäße) Grundtypgrenzen besser auseinanderhalten zu können. Erst ein Gesamtbild von den Kreuzungsmöglichkeiten kann zeigen, ob sich Kreuzungen innerhalb mutmaßlicher Grundtypgrenzen häufen und ob es scharfe Grenzen gegenüber anderen mutmaßlichen Grundtypen gibt (vgl. Abb. 82). Die Bestimmung von Grundtypgrenzen ist hypothetisch; weitere Überprüfungen können diese Grenzen verschieben. |
Weiter kann geprüft werden, ob es Merkmale im Bau, im Verhalten, in der Biochemie, in der Genetik usw. gibt, die eine Abgrenzbarkeit von Grundtypen nahelegen. Auch Fossilfunde können herangezogen werden. Dies führt in ein weites Forschungsfeld hinein. Die Grundtypenbiologie regt also Forschung an. Es sei darauf hingewiesen, dass deutliche Lücken zwischen benachbarten Grundtypen die Evolutionstheorie nicht widerlegen; sie schwächen aber ihre Plausibilität, wenn sie systematisch auftreten, und sie bestätigen eine Vorhersage des Grundtypmodells. Eine weitere Testmöglichkeit ist das Aufdecken von Befunden, die für eine große Polyvalenz der Stammformen sprechen (siehe dazu Genetisch polyvalente Stammformen von Grundtypen). Auf den Einwand, diese Prüfmöglichkeiten seien nicht spezifisch für das Grundtypmodell wird am Ende des Expertenteils eingegange (Abschnitt „Ist der Test des Grundtypmodells ein Test auf Schöpfung?" in Kritik an der Grundtypenbiologie). Bisher liegen knapp 20 Grundtypstudien vor, die zeigen, dass sich das Konzept bewährt hat. Zweifellos ist das eine sehr geringe Zahl und weitere Grundtypstudien wären wünschenswert. Grundtypgrenzen fallen nicht generell mit einem bestimmten taxonomischen Niveau zusammen. Zwar ist der Grundtyp bei Wirbeltieren häufig mit der Familie identisch, doch muss dies nicht immer so sein, sondern muss von Fall zu Fall geprüft werden. Daher ist es falsch, den Menschen mit Menschenaffen in denselben Grundtyp zu stellen, nur weil beide von vielen Taxonomen in dieselbe Familie gestellt werden. |
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Wie könnte die Existenz schöpfungsgemäß getrennter Grundtypen falsifiziert werden? |
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Das Grundtypkonzept, so wie es derzeit formuliert ist (Heutige Grundtypen), könnte wie folgt falsifiziert werden:
Die Existenz anfänglich getrennter Grundttypen wäre damit zwar nicht widerlegt, wohl aber die derzeitige konkrete Ausgestaltung des Grundtypkonzepts. (Hier muss der Unterschied zwischen allgemeinem „Schöpfungsparadigma" und konkretem Grundtyp beachtet werden, s. o.) Daten, die im Rahmen des Grundtypkonzepts plausibel gedeutet werden können, stützen dagegen diesen Ansatz: Hier kann vor allem an die zahlreichen Belege für die Existenz polyvalenter Stammformen eines Formenkreises verwiesen werden (vgl. dazu Genetisch polyvalente Stammformen von Grundtypen). Außerdem ist der Befund, dass fortgesetzte Artaufspaltungen durch zunehmende Spezialisierung in evolutionäre Sackgassen führen, im Rahmen des Grundtypkonzepts plausibel deutbar (Artbildung). Entsprechend besteht Forschungsinteresse, mehr über Variationsmechanismen herauszufinden; auch hier gilt also: die Grundtypenbiologie regt Forschung an. |
Gemeinsamkeiten verschiedener Grundtypen |
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Verschiedene Grundtypen weisen eine mehr oder weniger große Zahl von Gemeinsamkeiten (Homologien) auf. Diese Gemeinsamkeiten sollen auf gemeinsame Vorfahren hinweisen, aus denen verschiedene Grundtypen entstanden sind. Dies stehe nach Ansicht mancher Kritiker dem Grundtypen-Ansatz entgegen. Doch hier wird mit Ähnlichkeiten argumentiert. Ähnlichkeiten an sich sprechen aber nicht für gemeinsame Abstammung, wie im Artikel Arten desselben Grundtyps gehen nach dem Grundtypkonzept auf eine gemeinsame (geschaffene) Stammart zurück, Arten verschiedener Grundtypen dagegen nicht. Dennoch weisen verschiedene Grundtypen vergleichbare Ähnlichkeiten auf wie Arten innerhalb desselben Grundtyps. Es gibt also keine einheitliche Erklärung für Ähnlichkeit; dies erscheint Kritikern inkonsequent. Das Fehlen einer einheitlichen Erklärung für Ähnlichkeit ist jedoch kein Gegenargument gegen das Grundtypkonzept. Auch im Rahmen des Evolutionsparadigmas gibt es keine einheitliche Erklärung für Ähnlichkeiten, auch nicht für solche, die nach vergleichend-biologischen Kriterien als homolog eingestuft werden |
Grundtyp-Diversifikation und Makroevolution |
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Die Diversifikation (=Verschiedenwerden) innerhalb von Grundtypen erfolgt durch mikroevolutive Prozesse. Diese würden aber aber nach Auffassung von Kritikern bei weitem nicht ausreichen, um die Vielfalt innerhalb von Grundtypen in kurzer Zeit zu erzeugen. Diese Kritik übersieht, dass das Grundtypmodell damit rechnet, dass die Grundtypen zu Beginn ihrer Existenz polyvalent waren. Die Hauptquelle der Variabilität steckt demnach bereits in den (geschaffenen) Stammformen (vgl. Genetisch polyvalente Stammformen von Grundtypen). Im Rahmen der Grundtypenbiologie besteht großes Interesse, Polyvalenz und Variationsmechanismen nachzuweisen. Dies macht einmal mehr deutlich, dass das Schöpfungsparadigma Wissenschaft nicht verhindert – im Gegenteil: Je mehr über die Variationsmechanismen bekannt ist, desto aussagekräftiger kann die Plausibilität des Grundtypmodells eingeschätzt werden. Polyvalenz schließt auch das Mutationspotential ein. Aber alleine schon die Kombinationen verschiedener Allele (=Zustandsformen eines Gens) könnten ein erhebliches Variationspotential bergen. Abb. 96 gibt hierzu modellhaft (!) einen Eindruck. Es handelt sich dabei um die vielfaltige Nachkommenschaft von äußerlich einheitlichen F1 (=erste Tochtergeneration)-Mischlingen aus Pudel und Wolf (Abb. 213 zeigt die einheitliche Elterngeneration der in Abb. 96 gezeigten Tiere der F2-Generation). In der F2-Generation tritt die genetische Vielfalt durch unterschiedliche Kombinationen zutage. |
Hier wird beispielhaft sichtbar, dass eine morphologisch (=gestaltlich) einheitliche Elterngeneration (hier: die F1-Generation der PuWos) in kürzester Zeit (in wenigen Generationen) eine erhebliche Vielfalt zeigen kann, wenn sie anfangs sehr polymorph (=genetisch vielseitig) war. Die PuWos der F1-Generation können als Modell (!) für einen ursprünglichem Grundtyp betrachtet werden. Im Grundtypmodell wird davon ausgegangen, dass die ursprünglichen Grundtypen noch deutlich mehr Variationpotential besaßen als die F1-Generation der PuWos. Ein großes anfängliches Variationspotential bietet auch die Basis für hohe Artbildungsraten, die im Rahmen des Grundtypmodells zu erwarten sind. Die Grundtypdiversifikation erfordert keine Makroevolution. Unter der Voraussetzung polyvalenter Stammformen ist nur Variation erforderlich. Evolution oberhalb des Biospezies-Level ist noch keine „Makroevolution". Der Unterschied zwischen Mikro- und Makroevolution wird im Grundtypmodell nicht an Grenzen zwischen Gattungen, Familien oder anderen Gruppierungen festgemacht, sondern an Qualitäten (Entstehung neuer Konstruktionen bzw. neuer Basisfunktionszustände; vgl. Mikro- und Makroevolution). Geht man von poylvalenten Stammformen aus, sind neue Konstruktionen bei der Grundtypaufspaltung und mithin Makroevolution nicht erforderlich. |
Die Grundtypen tauchen im Fossilbericht nicht gleichzeitig auf |
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Dieser Einwand trifft im Wesentlichen zu. Das zeitlich gestaffelte fossile Auftreten verschiedener Taxa (=Einheiten der Klassifikation) mit verschiedenen Grundtypen im Fossilbericht ist in der Tat ein schwerwiegendes Problem für die biblische Schöpfungslehre, die dem biblischen Schöpfungsbericht folgend von einer gleichzeitigen Erschaffung aller Grundtypen ausgeht. Stephan (2002) diskutiert Lösungsansätze, die aber noch viele Fragen offen lassen. Allerdings ist innerhalb von einzelnen geologischen Systemen ein nahezu gleichzeitiger erster fossiler Nachweis von Grundtypen regelmäßig anzutreffen, besonders markant bei der kambrischen Explosion, aber auch bei vielen Tier- und Pflanzengruppen, die in jüngeren Systemen fossil überliefert sind (siehe Kambrische Explosion). |
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