Schöpfung: Grundtypenbiologie | |
Interessierte: Mosaikformen als Grundtypen und Baukastensysteme |
InhaltIn diesem Artikel wird erklärt, was unter „Mosaikformen“ zu verstehen ist und wie die Existenz von Mosaikformen im Rahmen des Grundtypmodells der Schöpfungslehre interpretierbar ist. |
Was sind „Mosaikformen“? |
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Im Artikel Definitionen von Mosaikformen/Übergangsformen wird der Unterschied zwischen dem beschreibenden Begriff „Mosaikform“ (oder „Zwischenform“) und dem interpretierenden Begriff „Übergangsform“ erläutert. „Mosaikformen“ sind Lebewesen, die eine Kombination von Merkmalen besitzen, welche sonst in der Regel zu verschiedenen Gruppen von Lebewesen gehören. Eine exakte Definition dieses Begriffes ist etwas aufwendig. Daher soll im folgenden umschrieben werden, was damit gemeint ist: Die meisten Tier- und Pflanzengruppen lassen sich anhand mehrerer typischer Merkmale charakterisieren. So haben alle Säugetiere z. B. Haare, Milchdrüsen oder nur ein Gehörknöchelchen, niemals aber Federn. Ein Säugetier mit Federn wäre eine Mosaikform, da Federn für Säugetiere nicht typisch sind, wohl aber für Vögel (wenn auch neuerdings wahrscheinlich nicht mehr ausschließlich, da befiederte Dinosaurier gefunden wurden). Die meisten Säugetiere haben auch einen bezahnten Kiefer; man kann sagen, dass dieses Merkmal ebenfalls typisch für Säugetiere ist, aber nicht ausnahmslos. Das Schnabeltier (Abb. 18) besitzt als Säugetier nämlich einen breiten Hornschnabel. Einen ähnlichen Hornschnabel besitzen aber auch die Entenvögel; für diese ist ein solcher Hornschnabel typisch. Das Schnabeltier ist wegen des Besitzes eines Hornschnabels eine Mosaikform. Außerdem legt das Schnabeltier Eier; das ist vogel- oder reptiltypisch, aber nicht säugertypisch. Der Mosaikcharakter wird schon mit diesen wenigen Merkmalen deutlich. |
Mosaikformen als Grundtypen |
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Viele Grundtypen – ob heute lebend oder fossil – weisen ausgeprägte Merkmalsmosaike auf. Der Mosaikcharakter von Grundtypen widerspricht nicht einer Deutung des Grundtypkonzepts im Sinne der Schöpfungslehre. Entscheidend für das Grundtypkonzept ist die Abgrenzbarkeit von Grundtypen und zwar in erster Linie aufgrund der Kreuzbarkeit bzw. Kreuzungsbarrieren, und in zweiter Linie (bzw. wenn wenig Kreuzungsversuche durchgeführt wurden oder bei Fossilien) anhand bestimmter komplexer morphologischer (=die Gestalt bzw. den äußeren Bau betreffend) Merkmale. Das Grundtypkonzept lässt grundsätzlich verschiedenste Merkmalskombinationen bei verschiedenen Grundtypen zu. |
Es ist sogar oft so, dass Mosaikformen weniger im Rahmen des Grundtypkonzepts als im Rahmen der Evolutionstheorie Probleme bereiten. Abb. 100 zeigt die Situation an einem theoretischen Beispiel. Vier Grundtypen sind darin als dicke Punkte mit kleinen Buchstaben a, b, c und d dargestellt. A, B, C und D seien komplexe (!) Merkmale, durch die sich die Grundtypen unterscheiden. (Diese Merkmale sollten mikroevolutiv nicht ineinander überführbar sein.) In diesem Beispiel sind die Grundtypen b und c Zwischenformen zwischen a und d bzw. können als Mosaikformen angesehen werden. Dennoch sind sie aufgrund ihrer besonderen komplexen Merkmale jeweils voneinander als Grundtypen abgrenzbar. |
Diese theoretische Situation kann auf das Schnabeltier angewendet werden. Abb. 101 zeigt dies in sehr vereinfachter Form, um den Grundgedanken deutlich zu machen. a stehe für Vögel, c für plazentabesitzende Säugetiere. Das Schnabeltier b steht in gewissem Sinne dazwischen; es ist zwar ein Säugetier (es besitzt Milchdrüsen und Haare, dafür steht A), es hat jedoch keine Plazenta (D), sondern legt Eier (E). Mit den Vögeln hat es außerdem den Hornschnabel gemeinsam (dafür steht B). Damit ist das Schnabeltier einerseits in gewisser Hinsicht eine Zwischenform zwischen Vögeln und Säugetieren, bzw. es ist eine Mosaikform mit Merkmalen, die teils typisch für Vögel, teils typisch für plazentabesitzende Säugetiere sind. Andererseits ist aber klar gegen andere Vogel- und Säugergrundtypen abgegrenzt. Verschiedene Grundtypen können also bunte Merkmalsmosaike aufweisen. Entscheidend für das Grundtypkonzept im fossilen Bereich oder wenn keine Kreuzungsergebnisse bekannt sind ist nur die deutliche Abgrenzbarkeit bezüglich wenigstens einem komplexen Merkmal. Dagegen bereiten solche Mosaikformen Probleme für das Evolutionsmodell. Denn man kommt hier nicht umhin, eine mindestens zweimalige unabhängige Entstehung eines Hornschnabels anzunehmen. Dies führt in die Problematik der Konvergenzen, die im Artikel Ähnlichkeiten in der Morphologie und Anatomie behandelt wird. |
Baukastensystem |
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Man kann ein „Baukastensystem“ als Grundlage für die Merkmalsverteilungen hypothetisch zugrundelegen. Das heißt: Die Lebewesen sind nach einem gedachten Baukastensystem konstruiert. Einzelne Merkmalskomplexe können daher in verschiedenen Grundtypen sehr unterschiedlich kombiniert sein. Dies würde sich in der Darstellung der Ähnlichkeitsbeziehungen in Form eines Netzwerks (Abb. 102) äußern. Eine solche Netz-Darstellung ist häufig gut begründet (viele Beispiele finden sich im Artikel Ähnlichkeiten in der Morphologie und Anatomie im dortigen PDF.). Dagegen würden Baumdarstellungen (die evolutionär als Stammbäume interpretierbar wären) Inkongruenzen beinhalten. D. h.: je nach zugrundegelegtem Merkmal bzw. Merkmalskomplex ergeben sich verschiedene Verwandtschaftsbeziehungen. In einer Stammbaumdarstellung äußert sich diese Situation im Auftreten von Konvergenzen (=mehrfach unabhängiges Auftreten von Merkmalen) oder Reversionen (=Rückentwicklungen zu einem angenommenen früheren Zustand). |
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