Nach den Vorstellungen der Evolutionslehre soll das Leben auf der frühen Erde vor ca. 3,5-4 Milliarden Jahren begonnen haben. Erste Lebensformen sind demnach durch eine chemische Evolution allein durch physikalisch-chemische Prozesse ent-
standen. Der experimentell bestens bestätigte und niemals widerlegte Befund „Alles Leben kommt aus dem Leben" („omne vivum ex vivo") soll in einem Früh-
stadium unserer Erde nicht gegolten haben. Leben soll damals aus toten Stoffen entstanden sein.
Der erste Schritt der evolutionär gedeuteten Geschichte des Lebens liegt weitge-
hend im Dunkeln. Die Behauptung, damals sei Leben aus Nichtleben entstanden, ist durch keinerlei aussagekräftige und maßgebliche empirische Befunde bestätigt (siehe Entstehung des Lebens).
An diesen ersten hypothetischen (oder eigentlich spekulativen!) Schritt des Le-
bensbeginns ausgehend soll sich eine biologische Evolution angeschlossen haben, in deren Verlauf das Leben ca. 3 Milliarden Jahre lang weitgehend auf dem Einzel-
lerstadium stehen blieb. Man vermutet im Wesentlichen eine biochemische Evolu-
tion der Zelle in diesem Zeitraum, der erst gegen Ende des Präkambriums (Abb. 24) endet. Von wenigen, z. T. noch umstrittenen Ausnahmen abgesehen werden vielzellige Lebewesen erst ab dem obersten Präkambrium gefunden.
Vor allem ab dem Unterkambrium taucht dann explosionsartig eine beeindrucken-
de Vielfalt von Bauplänen auf, und zwar in weltweiter Verbreitung. Dazu gehören Chordatiere, Stachelhäuter, Gliederfüßer, Weichtiere und verschiedene Gruppen von Würmern u. a. Dieser recht abrupte Beginn der Fossilüberlieferung von Viel-
zellern wird häufig als "Kambrische Explosion" bezeichnet; manche Autoren sprechen auch bildhaft vom „Urknall der Paläontologie".
Zwar sind ab dem Kambrium sehr verschiedene Baupläne vorhanden, aber insge-
samt sind die Formen gegenüber der heutigen Tierwelt recht fremdartig. Es han-
delt sich bei den kambrischen Formen ausschließlich um wasserlebende Organis-
men. Erst später werden auch Landlebewesen fossil überliefert (Pflanzen und Wir-
bellose im Silur, Wirbeltiere ab dem Oberdevon). Nach der Deutung der Evolutions-
theorie ist dies gleichbedeutend mit der evolutionären Eroberung des Landes. Um am Beispiel der Wirbeltiere zu bleiben: Ab dem Karbon weisen die fossil überliefer-
ten Formen in der Schichtenfolge aufsteigend mehr und mehr Einrichtungen für das Landleben auf; nach den Amphibien tauchen Reptilien und schließlich auch Vögel und Säugetiere auf.
Entsprechende Abfolgen sind auch in der Fossilüberlieferung der Pflanzen zu ver-
zeichnen. So sind nacktsamige Pflanzen (zu denen z. B. unsere heutigen Nadel-
gehölze gehören), schon aus dem Karbon bekannt, dagegen die Bedecktsamer erst ab der Unterkreide. (Die Bedecktsamer machen den weitaus größten Teil des heutigen Pflanzenkleides aus; zu ihnen gehören Laubbäume und zahlreiche krau-
tige Formen.)
Der Mensch wird erst in den jüngsten geologischen Schichten gefunden; nach evolutionstheoretischer Lesart betrat er somit erst sehr spät die Bühne des Lebens. |