Evolution: Biologie | |
Interessierte: Rudimentäre Organe |
InhaltIn diesem Artikel wird das evolutionstheoretische Argumentation der Rudimenta- |
Wenn die Lebewesen evolutionär entstehen, müssen nicht nur Organe ganz neu gebildet werden, sondern es ist zu erwarten, dass vorhandene Organe umgebaut oder auch im Laufe der Zeit wieder abgebaut werden. Ein evolutionärer Prozess kann ja nicht „wegen Umbau schließen“ (G. Osche), vielmehr müssen die Lebe- An diesen Gedankengängen knüpfen zwei evolutionäre Konzepte an: das der Ru- |
Rudimentation kann man folglich als „Rückbildung“ bezeichnen. Ein Organ wird als „rudimentär“ interpretiert, wenn es durch Rückbildung eines ehemals funktions- Der eben beschriebene Vorgang ist an sich natürlich kein Beleg für eine konstruk- Der Hinweis, Rudimentation passe nicht zu einer Schöpfungsvorstellung (s. Ab- Viele Beispiele von rudimentären Organen können als bloße Degenerationen ge- |
Kopplung von Rudimentation mit Neukonstruktion. Die Situation ist allerdings oft komplizierter, wenn das rückgebildete Organe nicht isoliert betrachtet wird. Das Beispiel der blinden Höhlensalmler (Abb. 74) kann die Problematik verdeutlichen. Diese Fische leben in stockfinsteren Höhlen. Das Augenlicht würde ihnen dort nichts nützen. Dennoch müssen sie sich orientieren können. Dazu dient ihnen u. a. ein Geschmacksknospenfeld, das um das Maul herum ausgebildet ist. Solche Geschmacksknospen besitzen alle Salmler. Die höhlenlebenden Formen haben aber ein deutlich vergrößertes Geschmacksknospenfeld (Abb. 75). Dadurch wird die verlorene Orientierung kompensiert. Genetische Studien zeigten, dass die Vergrößerung des Geschmacksknospenfeldes dadurch erfolgte, dass Modifikator- |
Die Bauchknochen der Wale: Kompensation durch Makroevolution? Nicht alle Kompensationen können wie im obigen Beispiel durch mikroevolutive Prozesse erklärt werden. Die mit der Rückbildung gekoppelte Neubildung anderer Organe würde – wenn sie auf evolutiven Wege erfolgt ist – oftmals makroevolutive Ände- Allerdings kann man hier kritisch zurückfragen, ob die Rudimentation überhaupt empirisch belegt ist. Woran erkennt man, dass die Bauchknochen der Wale zu- |
Woran erkennt man rudimentäre Organe? |
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Wenn eine Art, das ein Organ in voll ausgebildeter Form besitzt, mit einer anderen Art, die dieses Organe nur rudimentär besitzt, kreuzbar ist, so kann die Kreuzbar- Im Falle der Wale greift das Kriterium der Kreuzbarkeit nicht. Dafür sind sie viel zu verschieden von ihren mutmaßlichen landlebenden Vorfahren entfernt. Wie wird dann aber solchen Fällen eine Rückbildung erkannt? Im wesentlichen gibt es hier- 1. Funktionslosigkeit. Könnte man nachweisen, dass ein Organ gar keine Funk- Eine Studie der amerikanischen Forscher William Parker und Mitarbeiter brachte neuerdings bezüglich der Funktion des Wurmfortsatzes des Menschen das Ergebnis, dass der Fortsatz eine Art Zufluchtsort („safe house“) und Rettungsstation für symbiotische Bakterien darstellt, die das Wachstum nützlicher Darmbakterien fördert und bei durchfallbedingten Darmentleerungen die Wiederbesíedlung mit diesen Bakterien ermöglicht bzw. erleichtert. Diesen Bakterien fällt die Aufgabe zu, die Ausbreitung gefährlicher Krankheitserreger im menschlichen Verdauungstrakt zu verhindern, was besonders nach Durchfallerkrankungen sehr wichtig ist. Details werden in Der Wurmfortsatz als Rettungsstation erklärt. Unstimmigkeit von Struktur und Funktion. Eine gegenüber dem Argument der Funktionslosigkeit abgeschwächte Argumentation lautet, dass rudimentäre Orga- |
2. Formenvergleich mit homologen Organen. In zahlreichen Fällen wird die mut- Die evolutionäre Argumentation lautet: Die rudimentären Becken- und Oberschen- Teilweiser Funktionsverlust? Damit ist auch das Argument angesprochen, rudi- |
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Konstruktionsfehler |
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Manche Strukturen werden als stammesgeschichtlich bedingte Fehlkonstruktionen angesehen (vgl. dazu auch den Artikel Argumente gegen Design). Es handelt sich in diesen Fällen nicht um Rudimentation im Sinne von Rückbildungen, sondern um Organe, die, wie man glaubt, Spuren eines evolutionären Umbaus zeigen. Es wird argumentiert, dass im Laufe der Evolution oft nur umgebaut werden könne, was zu suboptimalen Konstruktionen und regelrechten Konstruktionsfehlern führe. In diesem Sinne wird ein Argument der Unvollkommenheit eingeführt. Solche Unvollkommenheiten seien Indizien für Evolution, da beim evolutionären Umbau oft nur unvollkommene Lösungen möglich seien. Als Beispiel hierfür wird gelegentlich die Überkreuzung von Speise- und Luftröhre bei Säugetieren genannt. Wegen der Gefahr des Verschluckens sei diese Konstruktion nicht optimal und als stammesgeschichtlich bedingte Fehlkonstruktion anzusehen. Doch davon kann nicht die Rede sein, denn bei Nicht-Überkreuzung würde die Speiseröhre vor dem Herzen liegen, was z. B. bei einer Vergrößerung des Herzens zu einem Abdrücken der Speiseröhre führen würde. Die Überkreuzung hat zudem einige Vorteile: In der Luftröhre hinaufbeförderter Schleim kann in die Speiseröhre abgeleitet werden. Außerdem macht diese Konstruktion Atmung durch den Mund möglich, was bei Anstrengung, beim Heraushusten von Fremdkörpern oder auch bei starkem Schnupfen eine dankenswerte Einrichtung ist. Außerdem ist diese Konstruktion platzsparend. Eine Unstimmigkeit von Struktur und Funktion liegt nicht vor. |
Ein viel zitiertes Beispiel ist in diesem Zusammenhang die Netzhaut im Augenhin- Im übrigen muss bedacht werden, dass man kaum sagen kann, ob es überhaupt eine Alternative gibt, die besser funktioniert, solange keine bessere Alternative erprobt ist. Details dazu werden in diesem Artikel erläutert: Zankapfel Auge. Ein Paradebeispiel für „Intelligent Design“ in der Kritik (http://www.wort-und-wissen.de/sij/sij131/sij131-1.html) |
Theologische Argumentation |
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Die Argumentation mit „Rudimentation“ und „Konstruktionsfehlern“ wird häufig mit einer Kritik an Schöpfungsvorstellungen verknüpft. So wird nicht selten behauptet, rudimentäre Organe sprächen gegen eine durchdachte Schöpfung, da ein Schöp- Es ist zudem zu bedenken, dass Argumente gegen Schöpfung nicht automatisch Argumente für Evolution sind. Und schließlich ist – wie erwähnt – der Nachweis einer Funktionslosigkeit oder Unvollkommenheit schwierig; entsprechende Be- |
Weitere Fragen zu diesem Thema |
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