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Schöpfung - Fragen und Antworten: Bibl. Geologie

Was ist von menschlichen Fußabdrücken zu halten, die zusammen mit Dinosaurierspuren vorkommen?

Die Ansicht, dass Menschenspuren zusammen mit Dinosaurierfährten auf denselben Schichtflächen vorkommen, wird seit Jahrzehnten immer wieder von neuem geäußert (das gilt besonders vom Unterkreide-Kalkstein am Paluxy-River in Texas). Wir können an dieser Stelle dazu keine definitive Antwort geben. Da diese Frage aber häufig an uns herangetragen wird, möchten wir auf einige bedenkenswerte Gesichtspunkte hinweisen.

1. Die in der Literatur veröffentlichten Fotos wirken zum Teil sehr überzeugend. Mancher fragt sich deshalb, warum die Studiengemeinschaft Wort und Wissen dem nicht entschieden zustimmt und die Gleichzeitigkeit von Dinosauriern und Menschen als Zentralargument gegen die Evolutionslehre verwendet. Ein Hauptgrund ist, dass die damalige Leitung des Institute for Creation Research (ICR), also eine der wichtigsten kreationistischen Organisationen in den USA, nach anfänglicher Zustimmung schon in den 1980er Jahren zu dem Schluss kam, dass es sich bei den Menschenspuren um fehlgedeutete Dinosaurierfährten handelt. Der entsprechende Film Footprints in Stone wurde damals aus dem Verleih genommen. Wir verweisen dazu auf den Wort-und-Wissen-Diskussionsbeitrag „‘Menschliche’ Fußabdrücke in der Kreide: Ein Lehrstück für die Schöpfungsforschung" (http://www.wort-und-wissen.de/disk/d86/1/d86-1.html). Dort sind kurz zusammengefasst wissenschaftliche Argumente und Literaturangaben zur ausführlichen Begründung angegeben. Wenn eine wissenschaftlich arbeitende, schöpfungsorientierte Organisation wie das ICR (damals) mit den angeblichen Menschenspuren nicht mehr argumentiert (hat), weil es sich ihrer Meinung nach um fehlgedeutete Saurierfährten handelt, ist das für uns ein wichtiger Grund, das auch nicht zu tun. Es gibt zwar nach wie vor Organisationen und Personen in den USA und anderswo (keineswegs nur Kreationisten, sondern auch andere Kritiker herkömmlicher Wissenschaft), die weiterhin mit solchen Spuren argumentieren, aber wir halten es derzeit für sachgerechter, hier zurückhaltend zu sein.

2. Die Studiengemeinschaft hat aus finanziellen Gründen keine Möglichkeit zu eigener Forschung an Ort und Stelle. Umfangreiche Vor-Ort-Studien wären aber nötig, um sich fachlich begründet ein eigenes Urteil bilden zu können. Dazu sind auch entsprechende Fachkenntnisse nötig – nicht umsonst ist die Spuren- und Fährtenkunde in der Paläontologie ein eigenes Forschungsgebiet.1  Eine sachgemäße Beurteilung benötigt wie in jeder Wissenschaft ein entsprechendes Fachwissen. Weiterhin erforderlich sind gute geologische Kenntnisse, um das geologische Umfeld der Spuren zuverlässig einschätzen zu können.

3. In der Umgebung des Paluxy-River wurden nachweislich auch Fußabdrücke gefälscht – kein Wunder: Man kann damit Geschäfte machen. Sie sind teilweise auf künstlich hergestellten „Gesteinsblöcken“ verkauft worden. Bei einem Teil der veröffentlichten Fotos handelt es sich um Abdrücke, bei denen ein Fuß flach in weiches Material gesetzt wurde, um einen „perfekten“ Abdruck mit Ferse, Ballen und vor allem den fünf Zehen zu erzielen. Beim wirklichen Schreiten werden allerdings die Ferse und insbesondere Ballen und Zehen beim Abrollen des Fußes im weichen Untergrund mehr oder weniger tief eingedrückt (das kann man leicht selbst ausprobieren), und die Zehenabdrücke sind – zum Teil durch Zurückfließen des Schlicks in die Fußspur – dann oft nur noch schlecht erkennbar. Das sieht ganz anders aus als ein Abdruck, bei dem man einen Fuß mit ganzer Fläche und sanftem Druck auf (künstlichen) Kalkschlick stellt.

4. Vom biblischen Schöpfungsbericht her gehen die Mitarbeiter von Wort und Wissen von der Gleichzeitigkeit von Dinosauriern und Menschen aus (siehe dazu auch 6.). Es ist aber unwahrscheinlich, dass Menschen zusammen mit großen, fleischfressenden Dinosauriern ungeschützt in einer völlig flachen, ausgedehnten Kalkschlickebene gewatet sein sollten – die dreizehigen Dino-Abdrücke sind ja vom Paluxy-River wohlbekannt. Warum hätten Menschen das tun und sich so großer Gefahr aussetzen sollen? Sie waren ja nicht dumm und hätten – falls sie wirklich Dinosaurier gejagt haben sollten! – die Jagd in geschützter Umgebung durchgeführt oder dort Fallen gebaut wie später in der Eiszeit für Mammuts (z.B. im sehr flach-hügeligen Gebiet außerhalb der Kalkschlickebene, denn echte Gebirge gab es zur Zeit der Kreide-Episode wohl nicht). Das Gleiche würde bei Jagd auf die im Paluxy-Biotop noch viel zahlreicheren, wirklich riesigen vierfüßigen pflanzenfressenden Dinos (Sauropoden) gelten. Wie man heute aufgrund der Fährten-Vergesellschaftungen wohl zurecht annimmt, bildeten Sauropoden Herden; die Alttiere mit ihren gewaltigen, zum Teil peitschenförmigen Langschwänzen konnten selbst die Beine großer fleischfressender Dino-Angreifer zerschmettern, wenn sie ihnen zu nahe kamen – was hätte da die vergleichsweise winzigen Menschenjäger erwartet?

5. Es wäre ohnehin nicht ratsam, sich auf solche Spuren als Hauptargument gegen Evolution zu stützen. Wenn sich die Gleichzeitigkeit von Dinosauriern und Menschen aufgrund solcher Spuren erhärten würde, wäre das natürlich sehr bedeutungsvoll für die Schöpfungslehre. Aber die – außerordentlich flexible! – Evolutionslehre käme dadurch nicht notwendigerweise vollständig zu Fall; sie müsste aber von ihren Vertretern enorm umgebaut werden. Dabei würde man sich vermutlich an T.H. Huxley erinnern, den vehementen Verfechter der Lehre seines Freundes Ch. Darwin. Denn Huxley nahm zumindest zeitweise die Existenz eines „dinosaurierjagenden Homo ooliticus" an.2 

6. Nach unserer Kenntnis sprechen andere Indizien durchaus dafür, dass es Hinweise auf Menschen in viel älteren Schichten gibt, als dies nach derzeitigen evolutionstheoretischen Vorstellungen anerkannt ist. Dabei handelt es sich um gut untersuchte Steinwerkzeugfunde aus dem Oligozän und anderen tertiären Fundschichten. Eine Dokumentation einiger dieser Funde enthält das Buch „Der Mensch und die geologische Zeittafel" von Manfred Stephan (http://www.wort-und-wissen.de/buecher/geo/zeittafel.html).

Anmerkungen

1 Z.B.: Haubold, H. (1984) Saurierfährten. Neue Brehm-Bücherei 479, 2. Aufl., Wittenberg-Lutherstadt; Müller, A.H. (1989): Lehrbuch der Paläozoologie, Bd. II, Teil 3, Jena, S. 659-729; Bromley, R.G (1999): Spurenfossilien. Biologie, Taphonomie und Anwendungen, Berlin.

2 Desmond, A. & Moore, J. (1991) Darwin. München-Leipzig, S. 575.


Autor: Manfred Stephan, 19.06.2007

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