Ist die Schöpfungslehre forschungsfeindlich, weil alles mit dem Handeln eines Schöpfers erklärt wird? Grundsätzlich muss gemäß der biblischen Schöpfungslehre zwischen dem jederzeit wirksamen erhaltenden Schöpfungshandeln und dem Erschaffen aus dem Nichts unterschieden werden. Die Theologie unterscheidet hier begrifflich zwischen der creatio continua und der creatio ex nihilo und als „Spezialfall“ davon die creatio originans (ursprüngliche Schöpfung). Nur um Letzteres geht es im Zusammenhang mit Wissenschaftsfragen und nur dazu soll an dieser Stelle etwas gesagt werden. Wenn im Rahmen des Schöpfungsparadigmas eine creatio ex nihilo vorausgesetzt wird, wird damit nicht gesagt, dass alle heute beobachtbaren Phänomene direkt auf Gottes Schöpfungshandeln zurückgehen. Damit wären weitere Ursprungsfragen in der Tat überflüssig. Vielmehr hat die Schöpfung, nachdem sie geschaffen ist, eine relative Selbständigkeit; es gelten Gesetzmäßigkeiten, die erforscht werden können. Zudem wird in der Grundtypenbiologie davon ausgegangen, dass ein (schöpfungsgemäßes) Variationspotential in den Lebewesen steckt. Dies auszuloten ist Sache von Forschung und kein Inhalt von Offenbarung. Viele weitere Fragestellungen auch in anderen Disziplinen könnten hier genannt werden, denen man im Rahmen des Schöpfungsparadigmas durch Forschung nachgeht. Im Schöpfungsparadigma steht nicht von vornherein genau fest, was genau durch Gesetzmäßigkeiten und Mechanismen erklärt werden kann und wo Grenzen natürlicher Prozesse liegen. Genau dies kann und soll nur durch (ergebnisoffene) Forschung herausgefunden werden. Der Ansatz der Schöpfungslehre motiviert also Forschung, statt ihr feindlich gegenüberzustehen. Nur ein willkürlicher Bezug auf das Schöpfungshandeln Gottes würde Wissenschaft ad absurdum führen. Daher ist es für wissenschaftliches Arbeiten im Rahmen des Schöpfungsparadigmas nötig, die hypothetischen Vorgaben der Forschung möglichst klar abzustecken. Wie das konkret aussieht, wird im Artikel Biblische Schöpfungslehre und Grundtypenbiologie erklärt. Die Annahme von „Schöpfung“ kann empirische Forschung nur insofern verhindern, als bestimmte Fragestellungen als nicht lohnend betrachtet werden (vgl. im Artikel Schöpfung und Wissenschaft den Abschnitt „Forschung ohne Naturgesetze?“). Diese Einschränkung aber trifft nicht exklusiv auf das Schöpfungsparadigma zu, sondern auch auf das Evolutionsparadigma. Denn auch die davon geleitete Forschung geht manchen Fragestellungen nicht nach, weil sie als irrelevant betrachtet werden. Das liegt in der Natur der Sache, denn jede Forschung ist interessegeleitet und verfolgt daher manche Fragen eher als andere. Aus der Vorgabe des Schöpfungsparadigmas ergeben sich viele interessante Fragestellungen, auch manche, denen im Rahmen des Evolutionsparadigmas nicht nachgegangen wird (vgl. Biblische Schöpfungslehre und Grundtypenbiologie).
Tiefergehende Informationen zu diesem Thema Methodik der historischen Forschung (Interessierte / Experten) Wissenschaft und Weltanschauung (Interessierte / Experten) Schöpfung und Wissenschaft (Interessierte / Experten) Weitere Fragen zu diesem Thema Steht Glaube nicht im Widerspruch zu Wissenschaft? Kann man unter der Vorgabe von Schöpfung ergebnisoffene Wissenschaft betreiben? Sind in der Schöpfungslehre konkrete, falsifizierbare Vorhersagen möglich? Ist Gott als Schöpfer ein „Lückenbüßer" für Unverstandenes? Fördert der Ansatz der Schöpfungslehre und des „Intelligent Design“ Forschung? Ist der Bezug auf einen Schöpfer in der Wissenschaft erlaubt? Ist die Evolutionstheorie eine wissenschaftliche Theorie? Ist die Evolutionstheorie wissenschaftlich widerlegt? Kann die Evolutionslehre naturwissenschaftlich bewiesen werden? Ist die Evolutionslehre falsifizierbar? Schließt Evolution die Existenz Gottes aus? Glaubten die Menschen im Mittelalter, dass die Erde eine Scheibe ist? |