Ist das Fehlen eines Mechanismus ein Argument gegen „Intelligent Design“? Kritiker bemängeln, dass im Rahmen des „Intelligent Design“ (ID)-Ansatzes auf mechanismische Erklärungen verzichtet werde. Es werde keine Aussage darüber getroffen, wie ID funktioniere, also mit welchen Mechanismen ID wirke. So schreibt Thomas Waschke (2003): „Es gibt weder Aufstellungen von allgemeinen Gesetzesaussagen noch Erklärungen, wie Design mechanismisch funktionieren soll ...“ ID-Vertreter würden auch gar nicht den Anspruch stellen, mechanismische oder auch nur kausale Erklärungen zu liefern. Darauf kann entgegnet werden, dass jede Ursprungsforschung lange vergangene Prozesse nur simulieren kann. Die seinerzeit abgelaufenen Mechanismen können nicht direkt erforscht werden. Auch die Evolutionsbiologie wird grundsätzlich nie demonstrieren können, durch welche Mechanismen z. B. erste Lebewesen auf der hypothetischen frühen Erde entstanden sind. Vielmehr könnte allenfalls durch Simulationsexperimente gezeigt werden, unter welchen Randbedingungen auf welche Weise Leben entstehen könnte. Und nun wird es spannend: Welche Schlussfolgerungen werden gezogen werden, wenn sich wiederholt zeigt, dass Leben oder wenigstens wichtige Makromoleküle oder Apparate heutiger lebender Zellen nur durch Einsatz von Planung, durch einen geordneten Versuchsaufbau und durch ein kontrolliertes Timing entstehen? Damit hätte man eine Erklärung gefunden, wie Leben entstehen kann; man würde einen Vorgang kennen, der zu Leben oder wenigstens von Teilstrukturen von Lebewesen führt. Man hätte demonstriert, dass und wie mit „Design“ Lebensstrukturen erzeugt werden können. Natürlich hätte man auch damit nicht gezeigt, wie Leben auf unserer Erde in der Vergangenheit tatsächlich entstanden ist. Aber es wäre demonstriert worden, wie es möglich gewesen sein könnte. Mehr kann grundsätzlich nicht geleistet werden, weil es um ein Ereignis in der Vergangenheit geht – in dieser Hinsicht sitzen alle Ursprungsforscher im selben Boot. Indizien für ID sind darüber hinaus nicht von der (sicheren) Kenntnis eines „Design-Mechanismus“ abhängig. Dies entspricht der oft erhobenen Forderung von Evolutionstheoretikern, die Mechanismenfrage nicht mit der Deszendenzfrage zu vermischen. Denn – so wird argumentiert – selbst wenn man nichts über die speziellen Evolutionsmechanismen wüsste, bliebe die Tatsache der allgemeinen Deszendenz der Lebewesen unangetastet. Dies kann man zwar hinterfragen (siehe dazu Evolutionsparadigma und Naturwissenschaft, dort Abschnitt „Die Plausibilität der Abstammungslehre ist vom Stand der Ursachenforschung abhängig“), doch wenn man diesen Satz gelten lässt, so würde er für ID gleichermaßen zutreffen (Ratzsch 2002, 10): „Indeed, the commonplace distinction between the fact of evolution and the mechanism of evolution may apply equally well to design – recognition of a fact of design need not be anchored to an understanding of the mechanisms by which design is introduced into natural phenomena.“ Grundlagen zum Thema „Intelligent Design" werden im Artikel Einführung in „Intelligent-Design“ dargestellt, auf Kritik wird in Kontroverse um „Intelligent-Design“ eingegangen. Literatur Ratzsch D (2002) Design Theory and its critics. Monologues passing the night. Ars Disputandi 9, www.ArsDisputandi.org/publish/articles/000079/article.pdf Waschke T (2003) Intelligent Design. Alter Wein in neuen Schläuchen. Skeptiker 4/2003, 128-136. www.gwup.org/skeptiker/archiv/2003/4/intellegentdesigngwup.html.
Tiefergehende Informationen zu diesem Thema Einführung in „Intelligent-Design“ (Interessierte / Experten) Kontroverse um „Intelligent-Design“ (Interessierte / Experten) Weitere Fragen zu diesem Thema Ist Gott als Schöpfer ein „Lückenbüßer" für Unverstandenes? Ist „Intelligent Design“ wissenschaftlich testbar und widerlegbar? Fördert der Ansatz der Schöpfungslehre und des „Intelligent Design“ Forschung? Worin unterscheiden sich Kreationismus und „Intelligent Design“? Ist der Bezug auf einen Schöpfer in der Wissenschaft erlaubt? Ist „Intelligent Design“ wissenschaftsfeindlich? |