Schöpfung: Design-Theorie |
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Interessierte: Argumente gegen Design |
InhaltIn diesem Artikel wird das sog. „Argument der Unvollkommenheit" vorgestellt, wonach es in der Schöpfung „Design-Fehler" gebe, die mit der Vorstellung von einer Schöpfung unvereinbar seien. Dieses Argument wird aus theologischer, wissenschaftstheoretischer und biologischer Sicht kritisch hinterfragt. Biologen vertreten häufig die Auffassung, aus zahlreichen heutigen Konstruktionen der Lebewesen könne auf einen evolutiven Ursprung geschlossen werden. Neben dem Ähnlichkeits-Argument (vgl. Morphologie und Anatomie) werden für diese Auffassung vor allem Beispiele von Unvollkommenheiten der Natur angeführt. Zum einen wird auf Rudimentäre Organe (Rudimentäre Organe) oder auf scheinbar unverständliche Entwicklungsabläufe in der Embryonalentwicklung (Biogenetische Grundregel) verwiesen, zum anderen aber auch auf regelrechte Konstruktionsfehler. Daraus wird ein „Argument aufgrund von Unvollkommenheit" abgeleitet. Dieses soll im folgenden beleuchtet werden. |
Diese Argumentation findet sich auch bei zahlreichen anderen Biologen. Beispielsweise meint Kull (1994): „Der Mensch beispielsweise ist keine mechanisch optimale Konstruktion; sein mechanisches System in Bindegewebe und Knorpel hat die Aufrichtung noch nicht bewältigt – die Folgen sind Plattfüße, Hängebauch, Bandscheibenschäden. ... Die vorausgegangene Evolution macht es in manchen Fällen unmöglich, das eigentliche Optimum zu erreichen." (Diese Beispiele sind freilich fragwürdig, denn die genannten Mängel haben eher mit ungesunder Lebensweise als mit schlechter Konstruktion zu tun.) Viele Autoren finden es auch seltsam, dass häufig gleiche Baupläne für verschiedene Funktionen verwendet werden. Paradebeispiel sind die Skelette der Gliedmaßen der Wirbeltiere, die trotz gleichem Bauplan für sehr verschiedene Zwecke wie Laufen, Greifen, Graben oder Fliegen verwendet werden (vgl. Abb. 45). Ein Schöpfer hätte, so wird (schon von Darwin) argumentiert, verschiedene Baupläne verwendet. Bei solchen Beispielen wird also nicht damit argumentiert, daß die Konstruktionen Mängel hätten, sondern daß sie irgendwie seltsam seien, wenn sie geschaffen worden wären. Dagegen sei im Rahmen der Evolutionslehre verständlich, daß einmal erworbene Baupläne auch bei Funktionswechsel erhalten blieben (vgl. dazu aber den Artikel Morphologie und Anatomie). |
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Die Struktur des Arguments |
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Das „Unvollkommenheits-Argument" versteht sich nicht primär als Beleg für Evolution, sondern als Indiz gegen Schöpfung, denn – so wird argumentiert – ein Schöpfer würde keine Unvollkommenheiten oder seltsame Konstruktionen in der Natur erschaffen. Diese Argumentationsstruktur soll im folgenden analysiert und kritisiert werden.
Theologische Argumentation. Das Argument kann nur im Zusammenhang mit Mutmaßungen über die Handlungsweisen eines Schöpfers formuliert werden: Ein Schöpfer würde keine Unvollkommenheiten erschaffen oder er würde nicht dieselben Baupläne für verschiedene Funktionen verwenden (vgl. Knochengerüst der Gliedmaßen der Landwirbeltiere). Damit wird aber eine Grenzüberschreitung begangen und eine Aussage über Gott getroffen. Dies sollte aber kenntlich gemacht und es sollte angegeben werden, was für ein Schöpfungsverständnis und welches Gottesbild zugrundegelegt werden. Im Rahmen einer an der Bibel orientierten Schöpfungslehre ist zu bedenken, dass nach biblischen Aussagen die heutige Schöpfung von einer ursprünglichen unterschieden wird. Während die Schöpfung heute als „unter der Knechtschaft der Vergänglichkeit seufzend" geschildert wird (Römer 8,19ff.), gab es in der ursprünglichen Schöpfung keinen Tod (vgl. Die biblische Urgeschichte im Neuen Testament). In biblischer Perspektive kann aus der Struktur der heutigen Schöpfung gar nicht unmittelbar auf Gottes ursprüngliches Schöpfungshandeln geschlossen werden. Damit ist dem Argument der Unvollkommenheit im Rahmen einer biblischen Theologie der theologische Boden entzogen. Weiter ist zu berücksichtigen, dass das Grundtypmodell (Heutige Grundtypen) mikroevolutive Prozesse einschließt. In deren Rahmen kann es auch zu Rückbildungen und auf diese Weise zu „Unvollkommenheiten" kommen. Darüber hinaus müsste auch dargelegt werden, wie die Lebensstrukturen besser konstruiert sein müssten, wenn sie von einem „intelligenten Schöpfer" erschaffen wurden. Darüber wird gewöhnlich keine Rechenschaft abgegeben.
Wissenschaftstheoretische Aspekte. Die Argumentation mit „Unvollkommenheit" beruht des weiteren stillschweigend auf einem „Entweder – Oder": Entweder Schöpfungsglaube oder Evolutionslehre. Doch Kritik an einer bestimmten Ursprungsvorstellung begründet nicht eine andere. Was gegen Schöpfung spricht oder sprechen soll, passt nicht automatisch zur Evolutionstheorie. Dies gilt natürlich auch anders herum.
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Biologische Kritik |
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Nachweis von Unvollkommenheit. Das „Unvollkommenheits-Argument" ist auch biologisch problematisch, weil es nur sticht, wenn die Unvollkommenheit auch nachgewiesen wird oder wenigstens plausibel gemacht werden kann. Bei der Präsentation des Arguments anhand des Panda-Daumens stellt Gould (1989, 21) selber fest, dass er über die Geschicklichkeit der Tiere erstaunt sei. Wieso sollte der Panda-Daumen also unvollkommen sein? Das Unvollkommenheits-Argument steht und fällt mit dem Nachweis, dass die betrachtete Struktur besser konstruiert werden könnte. Dieser Nachweis aber gestaltet sich als äußerst schwierig, wenn nicht als unmöglich. Genauere Untersuchungen der Panda-Tatze haben gezeigt, dass bei ihr viel feinere Greifmechanismen verwirklicht sind, als früher vermutet worden war. Die Pandabären setzen ihre Tatze offenbar sehr gekonnt und zweckmäßig ein. Daher bleibt wenig Raum für den Nachweis einer „Unvollkommenheit". Das „Panda-Prinzip" steht ausgerechnet im Falle seines Kronzeugen auf schwachen Füßen.
Vermutlich gibt es zahlreiche Organe, deren Funktionalität – anders als beim Panda-Daumen – nicht vollständig geklärt ist. Aber auch dann gilt, dass es sich allenfalls um mögliche Hinweise auf Unvollkommenheiten in der Natur handeln könnte; das „Unvollkommenheits-Argument" ist auch dann ein „weiches" Argument, da es jederzeit durch Erweiterung der Funktionskenntnisse des jeweils in Rede stehenden Organs widerlegt werden kann. Als Ergebnis kann festgehalten werden: Unvollkommenheiten in der Natur können nicht objektiv festgestellt werden und damit nicht als Belege für Evolution dienen.
Der Teil und das Ganze. Die Organe der Lebewesen sind in der Regel polyfunktional (=viele Funktionen ausübend). Sie müssen gleichzeitig verschiedene Zwecke erfüllen. Das bedeutet notwendigerweise, dass nicht jede einzelne Struktur für jeden Zweck, den sie erfüllt, optimal sein kann. Kompromisse sind unvermeidlich. Ein Urteil über die Vollkommenheit eines Organs kann sinnvollerweise nur gefällt werden, wenn der Organismus als Ganzes im Blick ist. Dabei muss auch seine Ontogenese (=individuelle Entwicklung von der Befruchtung bis zum Tod) berücksichtigt werden. Die isolierte Betrachtung einzelner Organe ist verfehlt, erst recht, wenn diese im Hinblick auf nur eine von evtl. mehreren Funktionen bewertet werden. Grundtypen und Mikroevolution. Wenn mutmaßliche Unvollkommenheiten durch mikroevolutive Prozesse im Grundtyprahmen erklärbar sind (vgl. Mikro- und Makroevolution und Heutige Grundtypen), sind sie auch im schöpfungstheoretisch interpretierten Grundtypmodell erklärbar und können in diesem Rahmen durchaus auch erwartet werden. Es kann sich um Degenerationen handeln oder auch um Kompromisse zwischen verschiedenen Funktionen (s.o.). |
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