Strukturen und Verhaltensweisen, die den Nahrungserwerb ermöglichen. Um die Beute fangen zu können, bedarf es geeigneter Verhaltensweisen und Organe. Beides muss aufeinander abgestimmt sein. Zum Reißen und ggf. Kauen der Beute benötigen Tiere ein geeignetes Gebiss. Ein Raubtiergebiss unterscheidet sich von einem Grasfressergebiss stark; man vergleiche etwa das Gebiss eines Huftieres mit dem eines Raubtieres (Abb. 124). Auch wenn man mit einem Raubtiergebiss auch pflanzliche Nahrung zu sich nehmen kann, so ist es dafür doch nicht so gut geeignet und nicht dafür konstruiert.
Oft aber sind Beutefangeinrichtungen ausgesprochen ausgeklügelt konstruiert. Zwei Beispiele: Die zu den Fangschrecken gehörende Gottesanbeterin (Mantis religiosa) schlägt ihre Beute mit dem zu wirkungsvollen Fanghaken umgebildeten ersten Beinpaar, mit dem sie blitzschnell und zielsicher zuschlägt. Der Fangschlag dauert nur 10-30 Millisekunden. Mit Hilfe von Sinnesborsten, die je nach Kopfdrehung gestaucht werden, kann die Mantis die Lage der Beute relativ zum Kopf bestimmen. Entsprechend wird die Schlagrichtung „eingestellt". Bis ein geeignetes Beutetier in Reichweite gelangt, wartet das Insekt u. U. mehrere Stunden lang.
Durch Echopeilung mittels Ultraschall und Radar orten Fledermäuse ihre fliegende Beute. Die Fledermäuse können die von der Beute zurückkommenden Schallsignale analysieren, Entfernung und Flugrichtung der Beute bestimmen und ihre eigene Flugrichtung entsprechend einschlagen. Die Ultraschalltöne wären so laut wie ein Presslufthammer, wenn sie im für den Menschen hörbaren Bereich ausgestoßen würden. Die Schreie werden durch den Mund, bei einigen Fledermausfamilien durch die Nase ausgestoßen, wobei das Nasenblatt als eine Art Megaphon dient.
Diese Beispiele zeigen, dass eben geeigneten Beutefangorganen auch ein geeignetes Beutefangverhalten erforderlich ist. Ein Räuber muss sich anders verhalten als ein Pflanzenfresser.
Was die physiologische Seite betrifft, so ist tierische Nahrung leichter verdaulich als Pflanzennahrung. Ein Pflanzenköstler verträgt in der Regel auch tierische Nahrung.
Fangen der Beute. Viele Tierarten fangen ihre Beute gemeinsam durch ein koordiniertes Vorgehen. Ungemein „taktisch klug" gehen Pelikane vor. Sie finden sich beim Fischfang zu Trupps zusammen und treiben Fischschwärme in die seichte Uferregion, um sie dann im flachen Wasser zu erbeuten.
Der Gepard (Acinonyx jubatus) setzt seine läuferischen Qualitäten ein, um die Beute ergreifen zu können. Er erreicht Spitzenwerte von über 100 km/h, die er allerdings nur über wenige 100 m durchhalten kann. Diese Geschwindigkeit wird durch eine besonders biegsame Wirbelsäule, die Beweglichkeit der Schulterblätter und die langen Beine ermöglicht.
Besonders hinterlistig sind die Fallenapparate der Spinnen. Jedermann geläufig ist das Netz von Radnetzspinnen, in welchem ahnungslose oder unvorsichtige Opfer hängen bleiben. Es gibt eine Unzahl weiterer Vorrichtungen, die mit Fangfäden arbeiten, z. B. Stolperdrähte als Signalüberträger oder Baldachine. |