Dass die Bezugnahme auf Gott als Schöpfer in der Theodizee-Frage von besonderer Bedeutung ist, wird in demjenigen Buch der Bibel besonders deutlich, welches sich ausdrücklich mit der Theodizee beschäftigt: dem Buch Hiob. Wer dort eine rational nachvollziehbare Antwort auf die Frage des Leides erwartet, wird jedoch enttäuscht. Alle im Gespräch der Freunde Hiobs mit dem leidgeprüften Mann vorgetragenen Argumente werden von Hiob und schließlich von Gott selber in seiner Antwort (Buch Hiob, Kap. 38 ff.) abgewiesen. Gott gibt den Freunden Hiobs, die durch moralische oder philosophische Argumente das Böse gleichsam gedanklich in den Griff bekommen wollten, ausdrücklich unrecht.
Das Festhalten an der Theodizee scheint daher eine Sache des Glaubens zu sein. Für einen Nicht-Gläubigen ist das freilich eine Provokation, für den Gläubigen nicht selten eine Anfechtung. Dennoch gibt Gott in seiner Rede an Hiob eine gewisse Antwort, indem er auf seine Schöpfung verweist und darauf, dass Hiob bei der Erschaffung nicht anwesend war: „Wo warst du, als ich die Erde gründete?" (Hiob 38,4). Hiob wird angesichts der Majestät Gottes dazu geführt, seine Unwissenheit zu bekennen. Will Gott damit zum Ausdruck bringen, dass es dem Menschen nicht gegeben ist, die Theodizee rational zu demonstrieren? Will er sagen, dass der Umgang des Geschöpfes Mensch mit dem Leid nur der Weg des Vertrauens in Gottes Souveränität und Gutsein sein kann? Dabei ist Gott vertrauenswürdig, weil er der Schöpfer ist. Ohne das Schöpfungszeugnis verlöre die Antwort Gottes an Hiob ihren Inhalt. Die oft eingeforderte kritisch-rationale Diskussion kann aus christlicher Sicht wohl nur bis zu diesem Punkt geführt werden. |
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