Seit einigen Hundert Jahren ist bekannt, dass die Lichtgeschwindigkeit endlich ist und im Vakuum ziemlich genau 300'000 km/s beträgt. In einem Jahr legt Licht etwa 9,5 Billionen Kilometer zurück, diese unglaublich große Distanz wird als ein Lichtjahr bezeichnet. Nachdem Edwin Hubble zu Beginn des letzten Jahrhunderts erstmals die Entfernung der Andromeda-Galaxie auf mehrere Hunderttausend Lichtjahre bestimmt hatte (Hubble 1929), wurde jedoch klar, dass selbst ein Lichtjahr im Vergleich zu den Entfernungen im Weltall klein erscheint. Heute sind Galaxien bekannt, deren Distanz zur Erde mehrere Milliarden Lichtjahre beträgt.
Aus dem biblischen Zeugnis, insbesondere den in Genesis 5 und 11 aufgeführten Stammbäumen, kann geschlossen werden, dass das Alter des Universums und der Erde nur einige Tausend Jahre beträgt (vgl. Junker 1994). Unter der Annahme, dass sich die Physik des Lichts seit der Schöpfungswoche nicht wesentlich verändert hat, bedeutet dies, dass Licht seither maximal einige Tausend Lichtjahre zurücklegen konnte. Trotzdem können wir heute auf der Erde Sterne und Galaxien beobachten, welche Milliarden von Lichtjahre von uns entfernt sind. Daraus ergibt sich die Frage, wie das Licht dieser sehr weit entfernten Himmelskörper innerhalb dieser relativ kurzen Zeit bis zu uns gelangen konnte.
In der Literatur werden verschiedene Lösungen für das Problem langer Lichtlaufzeiten vorgeschlagen. Der einfachste Ansatz besagt, dass Gott während der Schöpfungswoche zusammen mit den Sternen auch gleich deren Licht auf dem Weg zu uns miterschaffen hat. Während diese Möglichkeit nicht prinzipiell ausgeschlossen werden kann, wirft sie doch das Problem auf, dass die meisten astronomische Ereignisse, die wir heute beobachten können, nach diesem Ansatz gar nie stattgefunden hätten.
Beispielsweise wurde im Jahre 1987 beobachtet, wie ein Stern in einer Nachbargalaxie explodierte. Bereits einige Stunden vor der sichtbaren Explosion wurde von Teilchendetektoren ein starker Neutrino-Ausstoß festgestellt, welcher mit der Sternexplosion in Verbindung gebracht wurde (Hirata 1987). Einige Monate nach der Explosion leuchtete an der Stelle des Sterns ein Ring auf, welcher bis heute beobachtet werden kann. Dieser Ring lässt sich dadurch erklären, dass Gas in der Umgebung des Sterns durch die Energie der Explosion zum Leuchten angeregt wurde. Die Vorstellung, dass Gott alle diese Vorgänge ins Sternenlicht hineingelegt habe, ohne dass sie jemals stattgefunden hätten, ist schwierig vereinbar mit dem biblischen Zeugnis eines wahrhaftigen Gottes. Da keine Notwendigkeit für das Vorhandensein dieser Vorgänge zu bestehen scheint, könnten diese als Täuschung oder gar Irreführung aufgefasst werden (vgl. Knobel 2005). Diese theologischen Schwierigkeiten motivieren dazu, nach anderen Lösungen für das Problem langer Lichtlaufzeiten Ausschau zu halten.
Eine derartige alternative Erklärung wurde nun kürzlich von Jason P. Lisle, einem Mitarbeiter von Answers in Genesis, in einem Artikel im Answers Research Journal vorgestellt (Lisle 2010). Seine Ausführungen hatte er bereits 2001 in einem weniger ausführlichen Artikel unter dem Pseudonym Robert Newton veröffentlicht (Newton 2001). Dieser Ansatz soll im Folgenden näher erläutert werden. |
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