Die oben genannten Beispiele für Selektion (Darwinfinken, Leguane, Birkenspan-
ner) gründen auf Beobachtungen im Gelände. Sie belegen offenkundig nur Mikroevolution. Nun wird aber häufig behauptet, komplexe Strukturen seien ebenso durch Selektion entstanden, wie die geringfügigen Änderungen in der Schnabelgröße, Beinlänge oder Flügelfärbung bei den genannten Beispielen. Häufig wird der hypothetische Erwerb neuer Organe auch als „Anpassung“ beschrieben. Damit wird suggeriert, als könne Selektion (im Zusammenwirken mit Mutation) dafür verantwortlich gemacht werden und der Erwerb dieses Organs sei im Prinzip verstanden.
So seien beispielsweise Flügel an den Flug angepasst oder ein lange, klebrige, ausstülbare Zunge an die Ernährung durch kleine Insekten usw. Solche Aus-
drucksweisen sind zwar verbreitet, aber sachlich fehl am Platz. Von Anpassung könnte man nur im Sinne einer Feinjustierung sprechen: ein bereits vorhandener Flügel kann vielleicht an verschiedene Erfordernisse beim Fliegen angepasst wer-
den. Aber ein Flügel an sich ist aber genausowenig eine Anpassung ans Fliegen wie eine Waschmaschine eine Anpassung an das Waschen von schmutziger Wäsche ist.
Hier ist eine angemessener Gebrauch von Begriffen wichtig: Flügel sind keine An-
passungen, sondern Einrichtungen für bestimmte Zwecke, Konstruktionen, mit de-
nen bestimmte Aufgaben erfüllt werden können. Tatsächlich wurde die Entstehung neuer Organe durch Selektion (und andere Evolutionsfaktoren) nicht beobachtet. Selektion ist ein Variationsfaktor, jedoch kein „Kreationsfaktor“. |
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