Ein Beispiel: Ist im Computer das Modul „Festplatte" zu klein, so kann eine neue, größere problemlos eingebaut werden. Ein Beispiel aus der Bakterienwelt wäre die Erschließung einer neuen Nahrungsquelle durch Abwandlung vorhandener Stoffwechselwege. In beiden Fällen ermöglicht erst die Modularität den einfachen Wechsel, bzw. kann man deutlicher formulieren: Modulare Netzwerke sind notwendige Voraussetzungen für mikroevolutiven Wandel von Lebewesen. Gleichzeitig stellte man fest, dass Netzwerke, die durch eine Labor-Evolution entwickelt wurden, eben nicht modular aufgebaut sind, so dass Wissenschaftler ernüchtert feststellen: „[…] die Frage, wie Modularität in der Natur entstanden ist, hat sich zu einem kritischen Punkt entwickelt" (zitiert nach Lipson et al. 2002).
In der Summe lässt sich festhalten, dass bei genauerer Betrachtung eben jenes von Jacob beobachtete Baukastensystem in Lebewesen (entspricht „modularen Netzwerken") eher für einen Designer sprechen als gegen ihn. Netzwerke, die im Computer evolviert wurden, funktionieren zwar besser (erscheinen daher dem oberflächlichen Betrachter als weniger „hingeschustert"), sie sind aber nicht modular, und damit weder fehlertolerant noch flexibel genug, um Lebewesen die notwendige Anpassung (= Mikroevolution) zu ermöglichen. Die Frage nach der Makroevolution, also der Entstehung neuer Strukturen (oder Modulen), nicht deren bloße Abwandlung, bleibt weiterhin unbeantwortet, und Alon (2003) formuliert – mit eigenen Worten: „Es erhebt sich [daraus] eine fundamentale wissenschaftliche Herausforderung: Diejenigen Naturgesetze zu verstehen, die evolvierte und kreierte Systeme miteinander verbinden." Könnte es nicht umgekehrt sein, dass sich natürliche (angeblich evolvierte) und technische (kreierte) Systeme deshalb so verblüffend ähneln, weil beide geschaffen wurden?
Literatur
Alon U (2003) Biological networks: The tinkerer as an engineer. Science 301, 1866-1867.
Dawkin R (1990) Der blinde Uhrmacher. München.
Gehring W & Ikeo K (1999) Pax 6 masterin eye morphogenesis and eye evolution. Trends Genet. 15, 371-377.
Graumann P & Marahiel M (1998) A superfamily of proteins that contain the cold-shock domain. Trends Biochem Sci. 23, 286-290.
Jacob F (2000) Die Maus, die Fliege und der Mensch. München.
Lipson H, Pollack JB, Suh NP (2002) On the origin of modular variation. Evol. 56, 1549-1556.
Neuhaus K (2002) Gene tinkering: Kann in komplexe biologische Systeme neue Information eingeflickt werden? Stud. Int. J. 9, 59-66. |
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