Die Möglichkeit einer Wissenschaft im Rahmen des Schöpfungsparadigmas wird mit einer Reihe von Kritikpunkten bestritten. Diese sollen abschließend zusammenge-stellt und kurz beantwortet werden. Ausführlichere Antworten finden sich im Expertenteil (Schöpfung und Wissenschaft). Dabei ist noch einmal die Unterscheidung der Ebenen von Paradigma und untergeordneten Hypothesen und Theorien wichtig. In den folgenden Antworten wird auch Bezug auf andere Artikel genommen, dennoch sollen die Antworten hier im Gesamten präsentiert werden.
1. Das Schöpfungsparadigma ist unrevidierbar und offenbart daher eine unüberbrückbare methodologische Kluft zu wissenschaftlichen Forschungsprogrammen, die alles auf den Prüfstand stellen, auch ihre weltanschaulichen Grundlagen.
Antwort: Auch der Evolutionsforschung liegt ein feststehendes Paradigma zugrunde und man sucht nach passenden Beobachtungen bzw. versucht, die gewonnenen Daten entsprechend einzupassen, ohne dabei das Paradigma auf den Prüfstand zu stellen. Es gibt heute keine Evolutionstheoretiker, die mit dem Ziel forschen, das Evolutionsparadigma in Frage zu stellen. Theorien hingegen, die im Rahmen der jeweiligen Paradigmen entwickelt werden, stehen jederzeit zur Disposition. Das gilt auch für die Grundtypenbiologie, die im Rahmen des Schöpfungsparadigmas betrieben wird (vgl. Heutige Grundtypen, Genetisch polyvalente Stammformen von Grundtypen und Kritik an der Grundtypenbiologie).
2. Im Rahmen des Schöpfungsparadigmas kann keine ergebnisoffene Wissenschaft betrieben werden.
Antwort: Eine ergebnisoffene Wissenschaft hält die Möglichkeit offen, dass es Grenzen der Erforschbarkeit gibt, wenn die Ursprünge erforscht werden. Außerdem kalkuliert sie die Möglichkeít einer unableitbaren Schöpfung ein. Die Vorgabe der Erschaffung fertiger, polyvalenter Grundtypen ist relativ unpräzise. Nur durch Forschung kann hier Genaueres in Erfahrung gebracht werden. Ob die Forschung die Vorhersagen des Grundtypmodells bestätigt, ist offen; die Ergebnisse stehen nicht von vornherein fest.
3. Das Schöpfungsparadigma erlaubt keine konkreten Vorhersagen, aus ihm können beliebige Schlussfolgerungen gezogen werden, es macht keine Verbote an die Empirie; daher ist es nicht falsifizierbar.
Antwort: Vorhersagen in historischen Rekonstruktionen sind allgemein schwierig, nicht nur im Rahmen des Schöpfungsparadigmas (vgl. Methodik der historischen Forschung). Im Artikel Kritik an der Grundtypenbiologie werden Falsifizierungsmöglichkeiten diskutiert.
4. Aus dem Schöpfungsparadigma folgen keine Anleitungen für Erkenntnisgewinnung.
Antwort: Diese Kritik ist sehr weit von der Realität entfernt. Die schöpfungsparadigmatisch motivierte Grundtypenbiologie hat viele Erkenntnisinteressen. Nachfolgend werden in Auswahl stichwortartig einige Fragestellungen genannt, die aus dem Grundtypen- und dem ID-Ansatz (vgl. Kontroverse um „Intelligent-Design“) resultieren. Erkenntnisinteresse besteht beispielsweise in folgenden Fragestellungen und Themen:
- Klärung der Evolutionsmechanismen. Dabei wird im Rahmen der Grundtypenbiologie erwartet, dass sich mit zunehmenden Kenntnissen Grenzen der Veränderlichkeit abzeichnen werden. Ob es diese Grenzen gibt und wo sie liegen, kann nur durch Forschung ermittelt werden (vgl. 2.) und ist keine Vorgabe einer Offenbarung. Das gilt auch für alle nachfolgenden Punkte. (Weitere Fragestellungen finden sich im Expertenteil.)
- Untersuchungen auf irreduzible Komplexität (Nichtreduzierbare Komplexität). Ob ein System irreduzibel komplex ist, kann nur durch eingehende Unterschungen festgestellt werden.
- Gibt es Indizien für Polyvalenz? (vgl. Genetisch polyvalente Stammformen von Grundtypen)
- Können primäre Grundtypgrenzen plausibel gemacht werden? Hierzu ist detailliertes taxonomisches Wissen auf allen biologischen Ebenen erforderlich.
- Gibt es Indizien für Intelligent Design, woran werden sie erkannt? (vgl. (Einführung in „Intelligent-Design“ und Kontroverse um „Intelligent-Design“.)
5. Das Schöpfungsparadigma verhindert Forschung, weil beim Auftreten offener Fragen auf das wundersame Handeln eines Schöpfers verwiesen wird.
Antworten: 1. Im Schöpfungsparadigma steht nicht von vornherein genau fest, wo die natürlichen Mechanismen nicht greifen. Genau dies kann und soll nur durch Forschung ausgelotet werden.
2. Um das Unvollkommenheits-Argument (vgl. Argumente gegen Design) zu entkräften, ist Forschung notwendig. Die Suche nach Funktionen ist ein sinnvolles Forschungsprogramm.
3. Der Ansatz des „Intelligent Design“ strebt dadurch ein volles Verständnis vergangener Abläufe an, dass alle Möglichkeiten für den Ursprung biologischer Systeme – Zufall, Gesetzmäßigkeit und Intelligent Design – offengehalten werden. Dabei darf nicht vorschnell auf ID geschlossen werden, sondern erst nach eingehender Prüfung. Ohne Forschung kann es keinen begründeten Schluss auf ID geben.
6. Im Rahmen des Schöpfungsparadigmas kann nach Belieben auf übernatürliche Eingriffe rekurriert werden; es gibt keine Garantie für Gesetzmäßigkeiten. (Ohne Gesetzmäßigkeiten keine Wissenschaft.)
Antwort: Wissenslücken dürfen nicht nach Belieben durch Hinweise auf Schöpfungsakte gefüllt werden. |