Wichtige Indizien zur Erhellung der Herkunft des Menschen sind zweifellos Fossilien, das sind konservierte Überreste von früheren Lebewesen in Form von Versteinerungen, Abdrücken u. a. (vgl. Was ist Paläontologie?). Von Menschen und Menschenaffen sind zahlreiche Fossilien bekannt. Indizien für eine Vorfahrenstellung zum Menschen können vor allem der Fortbewegung, der Gehirngröße und -struktur, dem Gebiss und der Fähigkeit zur Werkzeugherstellung bzw. ihren Entsprechungen im Körperbau entnommen werden.
Unter den fossilen Menschenaffen gelten die sogenannten Australomorphen (Gattung Australopithecus und ähnliche Gattungen) weithin als geeignetste Kandidaten für eine Vorfahrenstellung zum Menschen. Für Australopithecus gibt es keinen eingebürgerten deutschen Namen. Übersetzt bedeutet er ganz einfach „Südaffe“. Diese Menschenaffen-Gattung erhielt ihren Namen nach der geographischen Region, in der der erste Fund (Abb. 320) gemacht wurde, nämlich Südafrika (1924 durch den Paläontologen Raymond Dart).
Von dieser vielgestaltigen Gruppe sind mittlerweile über 10 Arten entdeckt worden. Zu ihr gehören die Gattungen Australopithecus (Abb. 320 und 321), Paranthropus, eventuell Ardipithecus und die sogenannten Habilinen (Homo habilis und Homo rudolfensis). Die Habilinen wurden seit 1999 jedoch als Australopithecus habilis und seit 2003 als Kenyanthropus rudolfensis bezeichnet.
Unter diesen Formen wird von vielen Forschern auch ein direkter Vorfahre des Menschen vermutet. In populären Darstellungen werden die Australomorphen häufig als „Urmenschen“ bezeichnet, doch diese Bezeichnung ist nicht gerechtfertigt (s. u.). Die Bezeichnung „Urmensch“ ist nicht durch die Merkmale dieser Gruppe begründet, sondern resultiert aus der verbreiteten Auffassung, dass aus diesen Formen der Mensch evolutiv hervorgegangen sei.
Die Australomorphen lebten nach herkömmlichen Datierungen über einen Zeitraum von ca. 4 Millionen Jahren auf einem Areal, das sich vom Kap der Guten Hoffnung über Ostafrika bis zur Sahelzone erstreckte. Ihre fossile Überlieferung überlappt zeitlich ab 2 Millionen Jahren herkömmlicher Datierung mit der Fossilüberlieferung des Menschen (Gattung Homo, vgl. Stufen des Menschen?). |