Nun stellt sich die Frage, mit welchen Lebensumständen sich altsteinzeitliche Wildbeuter konfrontiert sahen und mit welchen lebenden Jägern und Sammlern sie am besten verglichen werden können. Zu diesem Zweck wird ein sehr gut dokumentierter Indikator menschlichen Wohlbefindens herangezogen: Die Körpergröße.
Menschen der westlichen Welt erreichen heute dank hervorragender Nahrungsversorgung und medizinischer Betreuung eine sehr große durchschnittliche Körpergröße. Auch bei den heutigen Wildbeutern ist eine klare Tendenz zum stärkeren Wachstum bemerkbar. So sind die schon erwähnten Ache (1,56m), die mit wesentlich umfangreicheren und vielseitigeren Nahrungsquellen versorgt sind, tatsächlich im Durchschnitt 8 cm größer als die ebenfalls erwähnten Agta (1,48m). Beide Völker sind dennoch im Vergleich zu heutigen Europäern relativ klein.
Ganz anders die Menschen der Altsteinzeit: Obwohl ihre Körpergröße mit der Zeit abnahm, gehörten sie mitunter zu den größten Menschen der Welt.
Daher kann sicher davon ausgegangen werden, dass die Existenzgrundlage der altsteinzeitlichen Wildbeuter bestens gesichert war. Sie führten im Gegensatz zu vielen heute bzw. in jüngerer Zeit lebenden Wildbeutern kein Leben am Rande des Existenzminimums – ernährten sie sich doch von äußerst nahrhaftem Großwild und standen ihnen doch noch viel lohnenswertere Siedlungsgebiete als heutigen Wildbeutern offen. Mit diesem Wissen kann auch angenommen werden, dass sowohl Überlebens- als auch Geburtenrate deutlich im oberen Bereich der heutigen Werte anzusiedeln sind.
Die weitverbreitete Annahme, damalige Wildbeuter hätten sich in einer kargen und widrigen Umgebung bewegt, deren Nahrungsmangel eine größere Ausdehnung der Menschheit unmöglich machte, wird also durch ihre nachweisbare Vitalität entkräftet. Die Ernährungssituation kann also keine Erklärung für das geringe Bevölkerungswachstum bieten. |