29.11.23 Starke Mauern aus der Zeit Hiskias
Wie Ausgrabungen an einer jahrhundertealten Stadtmauer in Jerusalem einen in der Bibel beschriebenen Verlauf der Mauer nachweisen, beschreiben Andreas Späth und Peter Gert van der Veen im Rahmen der IDEA-Serie „Biblische Archäologie“. Dieser Artikel von Andreas Späth und Peter van der Veen wurde uns freundlicherweise von IDEA (17/2022) zur Verfügung gestellt. Wir schreiben das Jahr 722 v. Chr. Der assyrische König Salmanassar V. zog in die Länder am östlichen Mittelmeer ein und eroberte das von ihm abtrünnig gewordene Nordreich Israel. Flüchtlingsströme ergossen sich in das Südreich Juda. Viele Israeliten siedelten vor den Stadtmauern Jerusalems. Auch am Westberg, außerhalb der ursprünglichen Stadtmauer, wohnten Flüchtlinge aus dem Norden. Dort befinden sich heute das jüdische Viertel und Teile des armenischen Bezirks. Am Osthang der Stadt wurden ebenso Menschen angesiedelt. Juda selbst blieb vorerst vor den assyrischen Angriffen verschont. König Ahas hatte mit den Assyrern ein Bündnis geschlossen und sich ihnen als Vasall angedient – obwohl der Prophet Jesaja heftig dagegen protestierte. Um 715 v. Chr. starb Ahas, und sein Sohn Hiskia bestieg den Thron Judas. Er plante, das assyrische Joch wieder abzuschütteln. Dazu traf er zahlreiche Vorbereitungen. Die blieben nicht unbemerkt. 701 v. Chr. führte dann der assyrische König Sanherib ein gewaltiges Heer nach Juda. Zwischen 715 und 701 v. Chr. muss also stattgefunden haben, was die Bibel in den Königsbüchern, den Chroniken und dem Buch Jesaja an Baumaßnahmen berichtet. Eine davon wollen wir hier hervorheben. Die Chronik berichtet: „Und Hiskia … besserte alle Mauern aus, wo sie Lücken hatten, und führte Türme auf und baute draußen noch eine andere Mauer“ (2. Chronik 32,5). Die Bibel erwähnt neben den Ausbesserungsarbeiten an der Stadtmauer in 2. Chronik 32,5 und Jesaja 22,10 auch einen Neubau. Der israelische Archäologe Nahman Avigad stieß bei seiner Grabung auf drei eisenzeitliche Stadtmauerstücke, die aus der Zeit Hiskias stammen. Neueste Grabungen brachten weitere Teile von Hiskias Mauern zum Vorschein. So stieß Amit Reem bei seinen Ausgrabungen am Kischle (osmanische Festung am Jaffator) auf die Fundamente einer Stadtmauer aus der Zeit und konnte damit einen weiteren Verlauf der Mauer – wie in der Bibel beschrieben – nachweisen. Abb. 437 Stadtmauer aus der Zeit Hiskias (links). Teilweise überbaute man mit der Mauer Häuser, die dort zuvor standen (rechts).
Genaue Datierung ist möglich Tatsächlich fand man Reste einer gewaltigen Stadtmauer, die bis zu sieben Meter breit war. Die Mauer ist deshalb so interessant, weil sie archäologisch genau auf die Zeit Hiskias datiert werden kann. Sie ist direkt auf Felsen und verfüllte Unebenheiten gebaut. Die Keramik aus diesem Bereich stammt aus dem 8. bis 7. Jh. v. Chr. Auch die anderen Mauerreste, die den neuen Stadtteil (2. Könige 22,14) umschlossen, stammen aus dieser Zeit. Ein weiteres Detail war für die Ausgräber verblüffend. Offenbar war die Mauer mitten durch Häuser gebaut worden, die zu diesem Zweck teilweise eingerissen wurden. Auch diese Häuser sind gut zu datieren: Keines entstand vor dem 8. Jh. v. Chr. Die Mauer windet sich wie eine Schneise durch das kurz vorher durch die Flüchtlinge des Nordreiches bebaute Gebiet. Diese Fundlage stimmt auffällig überein mit der Schilderung Jesajas von den Kriegsvorbereitungen Hiskias. Dabei merkt der Prophet an, dass Häuser abgebrochen wurden, um die Mauern zu befestigen (Jesaja 22,10). Tatsächlich legte Avigad Reste von Häusern frei, die zuvor abgerissen wurden, weil der neue Mauerverlauf durch sie hindurchging. Das ist auch auf dem Foto gut zu erkennen. Gastbeitrag von Andreas Späth und Peter van der Veen. Andreas Späth ist Mitglied der von Peter Gert van der Veen (Universität Mainz) geleiteten „Arbeitsgruppe für Biblische Archäologie“ der Studiengemeinschaft Wort und Wissen. Autor dieser News: Studiengemeinschaft Wort und Wissen Informationen über den Autor
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