News auf genesisnet

 

16.07.24  Paranthropus am Flusspferd-Schlachtplatz: Jäger oder Gejagter?

Plummer et al. (2023) berichten von Paranthropus-Zähnen in Assoziation mit geschlachteten Flusspferden samt den dabei verwendeten Werkzeugen (vgl. Finestone et al. 2024). Dies ist nicht der erste Fall, in dem Werkzeuge in der Nähe von nichtmenschlichen Australomorphen (vgl. Roberts 2018, 102; Brandt 2023, 225) gefunden wurden. Wie kann man diesen Befund aus Schöpfungsperspektive deuten? War Paranthropus wirklich Jäger oder vielmehr Gejagter?

 

Die Steinwerkzeuge und Schnittspuren aus Nyayanga

Die Steinwerkzeuge aus Nyayanga in Kenia werden auf ein Alter von 3,03 bis 2,58 MrJ (Millionen radiometrischer Jahre) datiert (Plummer et al. 2023, 565).[1] Der Steinwerkzeug-Komplex Oldowan im Afar-Dreieck ist anerkanntermaßen mindestens 2,6 MrJ alt. Plummer et al. (2023, 561) schreiben: „Archäologische Funde belegen, dass die Menschen zu Beginn des Oldowans Werkzeuge benutzten, um eine Vielzahl von Tieren, einschließlich Megafauna [= Großwild], zu schlachten und verschiedene Pflanzen zu verarbeiten.“ Bisher sind aber „die evolutionären Vorteile, die mit dem Aufkommen der Oldowan-Technologie verbunden sind, unklar“ (S. 561).

Die Werkzeuge aus Nyayanga sind eindeutig als Oldowan-Werkzeuge erkennbar und ähneln in technologischer Hinsicht anderen Oldowan-Steinwerkzeuginventaren (vgl. S. 563): „Die Fähigkeit, Werkzeuge abzuschlagen, war vergleichbar mit der von jüngeren Oldowan-Funden, aber Hämmern war häufiger“ (S. 561). Mit den fertigen Werkzeugen wurde dann pflanzliches und tierisches Gewebe bearbeitet.

Bei entsprechenden Grabungen in Nyayanga (Grabung 3 und 5) wurden 1776 Knochen gefunden, wovon die meisten zur Familie der Flusspferde gehören (57 bzw. 62 %); Boviden (Hornträger) machen jeweils 19,2 bzw. 22,2 % aus. Neben Flusspferden sprechen weitere wasserliebende Tierarten dafür, dass sich der Fundort in Flussnähe befand. An beiden Grabungsorten ist die Schlachtung von Flusspferden dokumentiert: Bei Grabung 3 wurden zwei Flusspferde mit Schlachtungsspuren gefunden. Dabei wurden 241 Knochen eines Flusspferd-Skeletts geborgen, das von 42 Steinwerkzeugen umgeben war, davon einige in direktem Kontakt mit den Knochen. Schnittmarken auf den Knochen und Abschläge zeugen von Schlachtungsarbeiten. Bei Grabung 5 wurden 39 Knochen – wahrscheinlich von einem einzigen Flusspferd-Individuum – geborgen, die mit 14 Artefakten in Verbindung standen. Ein Schienbeinknochen weist vier kurze, identisch ausgerichtete Schnittmarken auf. Die Autoren schlussfolgern: „Die nicht anatomische Anordnung dieser Knochen, von denen einige Beschädigungen durch Homininen [Menschen und großaffenähnliche Australomorphe] aufweisen, und die zugehörigen Artefakte (eines davon mit Gebrauchsspuren, die auf eine Schlachtung hindeuten) in einem feinen Schlick lässt vermuten, dass die Knochen von Homininen beim Schlachten des Tierkörpers bewegt worden sein könnten“ (S. 564). Außerdem wurden dort auch bearbeitete Knochen von Boviden gefunden. Weitere Knochen zeigen, das Fleisch und Mark von Homininen verzehrt worden sind; dennoch machen von Homininen bearbeitete Knochen nur 0,9 bzw. 1,9 % der Knochen aus (S. 565).

Neben den Knochen mit Schnittspuren weisen 30 Steinwerkzeuge auf die Bearbeitung von weichen und auch harten, faserigen Pflanzenresten (holzig oder Wurzelknollen) hin (S. 565). Die Gebrauchsspuren der Steine sind aufgrund von Experimenten ein Indiz dafür, dass man mehrere Stunden mit ihnen gearbeitet haben muss (S. 565).

 

Zwei Zähne von Paranthropus am Schlachtplatz

Außer Steinwerkzeugen und Säugetierknochen wurden auch zwei Zähne gefunden, die Paranthropus zugeordnet worden sind, weil sie beide denen von Paranthropus boisei und robustus ähneln (S. 565). Der fragmentarische Backenzahn KNM-NG 77316 wurde in Ausgrabung 3 räumlich assoziiert mit Oldowan-Werkzeugen und einem der geschlachteten Flusspferde entdeckt (S. 565).

Die Zähne weisen einen Schmelzwert-Gehalt von δ 13C (Kohlenstoff C13) von -0,7 ± 0,4 Promille auf, „was auf eine starke Abhängigkeit von C4-Nahrung hindeutet“ (S. 561+565). Dementsprechend war dieser Paranthropus wohl ein spezialisierter Pflanzenfresser, der sich vor allem von C4-Pflanzen (also vor allem Gräsern) ernährte. Die Zähne sind außerdem flach und megadont – die Gattung Paranthropus besaß nämlich besonders große Backenzähne sowie große Knochenleisten am Schädel (wie sie auch heute männliche Gorillas haben), an denen kräftige Kaumuskeln ansetzen. Dies hat der großaffenartigen Art Paranthropus boisei den irreführenden Namen „Nussknacker-Menschen“ eingebracht. Tatsächlich ernährte Paranthropus boisei sich aber zu ca. 80 % von Gräsern, wie Mikroabnutzungsspuren und δ-13C-Messungen belegen, die denen bei heutigen grasfressenden Blutbrustpavianen stark ähneln (vgl. Brandt 2023, 267–274).

Abb. 321 Schädel von Paranthropus boisei (früher auch Australopithecus boisei genannt).

 

Wer waren die Steinwerkzeughersteller von Nyayanga?

Trotz der Assoziation der Werkzeuge mit den Zähnen legen sich die Autoren um Plummer nicht fest, ob Paranthropus Hersteller und Nutzer der Werkzeuge war (Plummer et al. 2023, 565; vgl. Knauer 2023). Aufgrund der Datenlage kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass der Schlachter der Tiere diese zuvor auch erlegt hat. Paranthropus war aber zu klein und schmächtig,[2] um es mit den gewaltigen Flusspferden aufzunehmen. Darüber hinaus ist auch nichts davon bekannt, dass Paranthropus Waffen hergestellt haben könnte. Außerdem hatte Paranthropus ja typische Anpassungen an Pflanzennahrung – und eben nicht an Fleischnahrung – sowie ein relativ kleines Gehirn, das strukturelle Ähnlichkeiten zu dem heutiger Großaffen aufwies (vgl. Roberts 2018, 95; Scholl 2022, Abb. 8; Brandt 2023, 143).[3]

Es darf dabei auch nicht vergessen werden, dass die bis zu 2,7 Tonnen schweren heutigen Flusspferde zu den gefährlichsten Tieren Afrikas zählen, wie sich anhand zahlreicher Berichte über Angriffe auf Menschen nachvollziehen lässt:[4] Flusspferde sollen in Afrika pro Jahr für den Tod von 100 bis 500 Menschen verantwortlich sein. Mit einer Geschwindigkeit von 30 bis 40 km/h sind sie auch an Land bedrohliche Gegner. Man sagt, dass sie mit ihren kräftigen und bis zu 77 cm langen Hauern sogar Krokodile und Kanus in zwei Hälften beißen können. Gefährlich und unberechenbar sind aber nicht nur Weibchen, die ihren Nachwuchs beschützen, oder Bullen, die ihr Revier verteidigen. Flusspferde sind nämlich außerdem gelegentliche Fleisch- oder Aasfresser. Sie fressen die Kadaver anderer Tiere, und sogar die von Artgenossen (vgl. Dudley et al. 2015).

Wie also sollten zierliche großaffenähnliche Australomorphe wie Paranthropus, die noch dazu auf pflanzliche Nahrung spezialisiert und nicht für schnelles menschliches Laufen auf zwei Beinen konstruiert waren (vgl. Brandt 2023, 97–122), es ohne Waffen schaffen, solche Giganten zu erlegen? Selbst das Ausbeuten bereits vorhandener Kadaver wäre nicht ohne Lebensgefahr gewesen. Kadaver werden in Afrika normalerweise gar nicht von Pflanzenfressern ausgebeutet – zu hoch ist die Gefahr, den zahlreichen afrikanischen Fleischfressern zum Opfer zu fallen – dies gilt aber eben nicht für Flusspferde, die keine natürlichen Feinde zu fürchten haben. Von daher wäre während des sicher stundenlangen Ausweidens eines gigantischen Flusspferdes (vgl. Hewicker 2024) nicht nur eine Gefahr von Raubtieren, sondern auch noch von den Artgenossen der verendeten Flusspferde ausgegangen – von denen es ja reichlich am Fundort gab (s. o.). Der Schlachter wäre also nur sicher gewesen, wenn er lebende Flusspferde und Raubtiere von dem Kadaver hätte fernhalten können, was wiederum für die Nutzung von Waffen und / oder Feuer spricht.

Die Anwesenheit mehrerer großer Tiere wie Flusspferde und Boviden mit Schnittspuren weist zudem drauf hin, dass die Schlachtung kein einmaliges, zufälliges Ereignis war, sondern dass die Schlachter häufiger oder längere Zeit tätig waren – schon in Anbetracht der Zeit, die es braucht, um so gewaltige Beutetiere zu zerlegen (vgl. Hewicker 2024). Aufgrund des Gewichts eines Flusspferdes, wird man dieses als Jäger nämlich direkt dort zerlegen, wo man es gefunden oder erlegt hat. Häufigeres Zerlegen von Großwild spricht wiederum für absichtliche Jagd, statt für zufällige „Aasfresserei“. Allein die Ansammlung von mehreren so großen Beutetieren mit Schlachtspuren an einem Schlachtplatz, spricht für Jagd statt für zufälliges Auffinden und Ausweiden von Kadavern. Erst recht, wenn andere potente Nahrungskonkurrenten vor Ort sind. Es ist nicht bekannt, dass irgendeiner der Homininen – abgesehen von echten Menschen seit Homo erectus (vgl. Hewicker 2024; Scholl 2023) überhaupt ein Jäger war oder sogar die Jagd auf Großwild ausübte.

Und dies legt den Schluss nahe, dass die Großwildjäger in Nyayanga bereits alle technischen und auch sozialen Fähigkeiten besaßen, die man für ein solches Leben als routinierter Jäger von so gefährlicher Beute braucht: Sprache, Planung und Zusammenwirken bei der Jagd, wahrscheinlich tödliche Fernwaffen oder Fallen – und potenziell auch Fähigkeiten der Vorratshaltung und Konservierung (vgl. Hewicker 2024). In Anbetracht dieser Fähigkeiten wird wohl kaum jemand an Paranthropus denken – viel wahrscheinlicher ist die Anwesenheit von großwildjagenden Menschen in Nyayanga vor 3,0 bis 2,6 MrJ.

 

Fazit

Fasst man die Befunde zusammen, ist es sehr wahrscheinlich, dass ein früher – wenn auch fossil bisher nicht überlieferter (s. Brandt 2023, 283f) – echter Mensch wie Homo erectus der Steinwerkzeughersteller und Flusspferdschlachter war. Schließlich waren Frühmenschen professionelle Großwildjäger, die vor großen und gefährlichen Tieren wie Mammuts, Bisons und Flusspferden nicht zurückschreckten (vgl. Hewicker 2024; Scholl 2023; Mania 2004; 2019, 11). Überreste der ausgestorbenen Großaffengattung Paranthropus am Schlachtort kann man daher so deuten, dass es sich hierbei um eine weitere Beute des Frühmenschen handelt. Sowohl Flusspferd-, Boviden- als auch Paranthropus-Knochen wären dann auf demselben „Abfallhaufen“ gelandet. Dass keine passenden Knochen von Frühmenschen gefunden worden sind, ist nicht verwunderlich, da ein Schlachtplatz ein reiner Arbeitsbereich ist, an dem in der Regel keine Toten zurückgelassen werden, sondern nur Schlachtabfälle. Bei einem Wohnbereich wäre das etwas anders (davon abgesehen sind alte menschliche Fossilien sowieso sehr selten). Das Fehlen von Fossilien von Homo erectus spricht aus diesem Grund also nicht dagegen, dass er der Verursacher der Schlachtspuren war.

Die Jagd von Menschen auf Affen wie Paranthropus wäre nicht überraschend, da selbst heute noch Tieraffen und Großaffen von Menschen gejagt und verspeist werden. In Sri Lanka konnte nachgewiesen werden, dass der moderne Mensch bereits seit 45.000 rJ Jagd auf Meerkatzenverwandte gemacht hat (wohl mit Fernkampfwaffen) und aus deren Knochen Waffen herstellte (Morell 2019; Wedage et al. 2019).

Dafür, dass Homo erectus verantwortlich für die Steinwerkzeuge und die Schlachtungen in Nyayanga war, spricht auch, dass Oldowan-Steinwerkzeuge definitive Produkte des frühen Menschen Homo erectus waren (vgl. Scholl 2022). Finestone et al. (2024) weisen im Kontext der Steinwerkzeugfunde in Nyayanga insbesondere auf die intelligente Herstellung der Steinwerkzeuge hin: „Homininen haben vor allem Quarzit-, Quarz- und Rhyolithmaterial strategisch reduziert.“ Dies spricht jedenfalls nicht für großaffenartige Vormenschen, die sich auf Pflanzen spezialisiert haben und zufällig angefangen haben, immer wieder Steinwerkzeuge für gelegentliche Schlachtungen von zufällig aufgefundenen Kadavern herzustellen.[5]

In diesem Zusammenhang ist interessant, dass Knauer (2023) auf spektrum.de schreibt, dass die dortige Oldowan-Technik „durchaus geschickte Hände und einige Übung erfordert“ hat. Außerdem zitiert er den deutschen Paläoanthropologen Friedemann Schrenk mit den Worten: „Nur weil man dort keine Fossilien von Homo gefunden hat, heißt das ja nicht, dass sie nicht dort gelebt haben könnten.“ Obwohl Schrenk damit eigentlich die nichtmenschlichen und nach aktuellem Wissensstand ungeeigneten (vgl. Brandt 2023 und Scholl 2022) „Homo“-Arten habilis und rudolfensis meint, lässt sich dieses Argument auch genauso auf Homo erectus übertragen, und bestätigt, dass nicht Paranthropus der Verursacher gewesen sein muss.

Dies gilt auch in Bezug auf andere Orte, an denen Hinweise auf Schlachtarbeiten gefunden werden, bei denen aber der fossile Nachweis eines Menschen fehlt: Es ist am naheliegendsten, dass in allen diesen Fällen echte Menschen und nicht großaffenartige Homininen Steinwerkzeugherstellung und Schlachtungsarbeiten durchgeführt haben. So wurden in Gona bei Dikika in Äthiopien Knochen von Huftieren entdeckt, die wahrscheinlich Schnitt- und Schlagspuren von Steinwerkzeugen aufweisen (Brandt 2023, 225–227; vgl. Gibbons 2024). Die Knochen wurden auf 3,4 MrJ datiert, sind also ähnlich alt wie das ca. 200 Meter entfernt gefundene Jungtier „Dikika-Child“ der Art Australopithecus afarensis (Gibbons 2024). Auch hier ist ein fossil nicht belegter Frühmensch wie Homo erectus der viel wahrscheinlichere Kandidat als Erzeuger der Schnittspuren.

 

Literatur

Brandt M (2023) Frühe Homininen. Studium Integrale Special. 2. erw. Aufl. SCM Hänssler. Holzgerlingen.

Dudley JP et al. (2015) Carnivory in the common hippopotamus Hippopotamus amphibius: implications for the ecology and epidemiology of anthrax in African landscapes. Mammal Review 46, 191–203, https://doi.org/10.1111/mam.12056.

Finestone EM et al. (2024) New Oldowan locality Sare-Abururu (ca. 1.7 Ma) provides evidence of diverse hominin behaviors on the Homa Peninsula, Kenya. J. Human. Evol. 190, 103498, https://doi.org/10.1016/j.jhevol.2024.103498.

Gibbons A (2024) Lucy’s world. Was Lucy the mother of us all? Fifty years after her discovery, the 3.2-million-year-old skeleton has rivals. Science News vom 04.04.2024, doi: 10.1126/science.zr6fwrp.

Hewicker JA (2024) Steinzeit-Großwildjagd. W+W-Diskussionsbeitrag 1/24, https://www.wort-und-wissen.org/disk/steinzeit-grosswildjagd/.

Knauer R (2023) Gehörten die frühesten Werkzeugmacher doch nicht zur Gattung Homo?, vom 09.02.2023, https://www.spektrum.de/news/gehoerten-die-fruehesten-werkzeugmacher-nicht-zur-gattung-homo/2106945.

Mania D (2004) Die Urmenschen von Thüringen. Spektrum der Wissenschaft. Oktober 2004, 38–50, https://www.spektrum.de/magazin/die-urmenschen-von-thueringen/839151.

Mania D (2019) Am Anfang war die Jagd. In: Mania D (Hrsg.) Praehistoria Thuringica. Heft 15. Forschungsgruppe Bilzingsleben und Freundeskreis Mensch und Umwelt im Eiszeitalter. Langenweißbach, 11–152.

Morell V (2019) Ancient humans hunted monkeys for tens of thousands of years. Tropical rainforests not a barrier to human world domination. Science News vom 19.02.2019, doi: 10.1126/science.aax0718.

Mussi M et al. (2023) Early Homo erectus lived at high altitudes and produced both Oldowan and Acheulean tools. Science 382, 713–718.

Plummer TW et al. (2023) Expanded geographic distribution and dietary strategies of the earliest Oldowan hominins and Paranthropus. Science 379, 561–566, doi:10.1126/science.abo7452.

Roberts A (2018) Die Anfänge der Menschheit. Vom aufrechten Gang bis zu den frühen Hochkulturen. Dorling Kindersley Verlag.

Scholl B (2022) Homininen-Schädel: „Stolpersteine“ des Grundtypmodells? Eine schöpfungstheoretische Deutung der Funde von Dmanisi. W+W Special Paper B-22-1, https://www.wort-und-wissen.org/artikel/homininen-schaedel/.

Scholl B (2023) Waren Neandertaler Menschen wie wir? Ein archäologischer Überblick. Stud. Integr. J. 30, 4–12.

Wedage O et al. (2019) Specialized rainforest hunting by Homo sapiens ~45,000 years ago. Nat. Commun. 10, 739, https://doi.org/10.1038/s41467-019-08623-1.

 

Benjamin Scholl mit Hinweisen von Johann Adalbert Hewicker (Forstdirektor im Ruhestand) und Dr. Michael Brandt

 

Anmerkungen

[1] Knauer (2023) zitiert auf spektrum.de den Wissenschaftler McPherron: „»Solche Datierungen sind nicht nur extrem aufwändig, sondern bringen oft auch relativ ungenaue Ergebnisse«, erklärt Max-Planck-Forscher McPherron. Mit ebenjenem Problem kämpften Plummer und Co, die eine ganze Batterie von Methoden zur Altersbestimmung zum Einsatz brachten.“

[2] Roberts (2018, 95) gibt für Paranthropus boisei eine Körpergröße von ca. 1,40 m an.

[3] Michael Brandt (2023, 225–288) diskutiert verschiedene Hinweise auf Steinwerkzeugherstellung bei Australomorphen und kommt zu dem Schluss, dass es unwahrscheinlich ist, dass sie in der Lage waren, Steinwerkzeuge herzustellen (z. B. S. 282). Darüber hinaus sieht er auch keine Hinweise auf eine wesentliche Rolle von Fleischverzehr in der Ernährung, die erst bei dem echten Menschen Homo erectus nachgewiesen ist (S. 283).

[4] Beispiele für entsprechende Nachrichtenmeldungen über die Gefährlichkeit von Flusspferden (am 16.07.2024): https://www.weltderwunder.de/flusspferde-behabige-kolosse-oder-brutale-killer/; https://www.stern.de/panorama/uganda--flusspferd-verschlingt-jungen---und-spuckt-ihn-wieder-aus-33016908.html; https://www.sueddeutsche.de/wissen/frage-der-woche-welche-sind-die-toedlichsten-tiere-1.589060; https://www.spiegel.de/panorama/kenia-nilpferd-toetet-fotografierenden-touristen-a-1222795.html; https://www.welt.de/wissenschaft/gallery10707436/Tiere-die-dem-Menschen-gefaehrlich-werden-koennen.html; https://www.br.de/nachrichten/wissen/zehn-ungeahnte-fakten-ueber-flusspferde,Rq6K8Zd; https://www.tz.de/leben/tiere/nilpferd-afrika-toedliche-gefahr-fluss-zr-6464178.html.

[5] Auch an anderen Fundorten, die noch älter datiert werden, wird die Intelligenz der Oldowan-Sternwerkzeug-Hersteller sichtbar. So schreiben Finestone et al. (2024) über eine Fundstelle mit einem Alter von ca. 2 MrJ: „Die Homininen von Kanjera setzten verschiedene Reduktionsstrategien ein, um die Anzahl der aus exotischem [also nicht lokal vorhandenem] Material hergestellten Abschläge zu maximieren […]. Bei der Zerkleinerung von hochwertigen Kernen, die aus einer Entfernung von über 10 km transportiert wurden, zerkleinerten die Homininen systematisch um den Umfang herum, nutzten mehrere Kernoberflächen, behielten konvexe Oberflächen bei, um längere Zerkleinerungssequenzen zu ermöglichen, produzierten Abschläge, die weniger Kernvolumen abtrugen (Abschläge mit höherem Verhältnis von Rand zu Masse) und retuschierten Abschläge.“ Außerdem meinen die Autoren: „Die Werkzeugmacher des Oldowans waren von Anfang an sehr selektiv in der Auswahl des Rohmaterials und beherrschten die [Abschlag-]Technik des Knappings (Semaw et al., 2003; Stout et al., 2005, Stout et al., 2010; Rogers und Semaw, 2009; Braun et al., 2019; Plummer et al., 2023).“ Nachdem sie die Werkzeugfunde aus Sare-Abururu mit einem Alter von ca. 1,7 MrJ mit anderen Werkzeug-Assemblagen der Gegend verglichen haben, kommen Finestone et al. (2024) schließlich zu dem Schluss, dass unterschiedliche Oldowan-Inventare eher auf die lokalen Umweltbedingungen und Ressourcen als auf unterschiedliche evolutionäre Trends hinweisen: „Die Beweise aus Sare-Abururu deuten darauf hin, dass die Verhaltensweisen des Oldowans sehr flexibel waren und die Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen eher die Variation lokaler Strategien widerspiegeln als langfristige Trends in den Fähigkeiten der Werkzeugmacher im Laufe der Zeit.“ Außerdem konnten Mussi et al. (2023) anhand eines Unterkiefers aus dem Hochland Äthiopiens zeigen, dass Homo erectus quasi seit seinem ersten fossilen Auftreten von vor grob 2 MrJ sowohl den Oldowan- als auch den noch kompliziertere Acheuléen-Technokomplex beherrschte.

Autor dieser News: Benjamin Scholl

Informationen über den Autor

E-Mail an den Autor


Druckerfreundliche Version dieser Seite anzeigen   

 
© 2024, http://www.genesisnet.info/schoepfung_evolution/n343.php


Über unseren Newsletter-Service werden Ihnen neue Nachrichten auch automatisch per E-Mail zugesandt.

 
News-Übersicht