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19.09.05 Kritik an einem Beitrag des Deutschlandfunk über KreationistenIn der Sendung „Von Tag zu Tag“ vom 12. 9.05 berichtete der Deutschlandfunk über Kreationisten. Dabei wurden Fragmente eines Interviews verwendet, welches ein Reporter des NDR im Juli mit Reinhard Junker von der Studiengemeinschaft Wort und Wissen geführt hatte. Aus dem ca. 20-minütigen Interview wurden dabei „passende“ Teile herausgeschnitten und in einen vermutlich weitgehend vorgefertigten Zusammenhang gestellt. Die verwendeten Interviewteile waren für sich genommen zwar nicht unangemessen gekürzt, aber sie wurden in einen Kontext gestellt, den Reinhard Junker und die Mitarbeiter der Studiengemeinschaft Wort und Wissen oft nicht teilen. Bemerkenswerterweise wurde aus dem längsten Teil des Interviews, der über Evolutionskritik ging, überhaupt nichts gebracht. In der Sendung wurden als Vertreter des „Kreationismus“ fast nur Herr Junker und die Studiengemeinschaft Wort und Wissen (SG W+W) erwähnt (http://www.wort-und-wissen.de). Die Hörer mussten also annehmen dass alles, was über den Kreationismus gesagt wurde, auf die SG W+W zutrifft, was eindeutig falsch ist. Die nachfolgende Kritik bezieht sich daher ausschließlich auf die Position der SG W+W. Die aus der genannten Sendung zitierten Passagen sind kursiv gesetzt. Moderator: „Und da es von Gott kreiert wurde, entziehe sich die Schöpfung auch der naturwissenschaftlichen Forschung. So die Vorstellung der Kreationisten.“ Antwort: So oder so ähnlich wurde das im Interview nicht gesagt und es ist in dieser Formulierung irreführend, weil suggeriert wird, im Rahmen einer Schöpfungsvorstellung könne nicht geforscht werden. Nur der Schöpfungsvorgang jedoch ist nicht erforschbar, wohl aber die Schöpfung als solche. Und im Rahmen des Schöpfungsparadigmas gibt es viele Fragestellungen, die fruchtbare Forschung anregen (siehe Schöpfung und Wissenschaft). Moderator: „Sie verfolgen strikte Vorgaben: das, was sie in der Bibel steht, wollen sie wissenschaftlich beweisen. Mit ergebnisoffener Forschung hat dies nicht zu tun, sagt Hans Jörg Hemminger.“ Antwort: In diesen beiden Sätzen ist fast alles falsch. Unsere Vorgaben sind nicht strikt, sondern relativ allgemein gehalten. Richtig ist, dass es Vorgaben gibt, die gibt es auch für die Forschung im Rahmen des Evolutionsparadigmas (siehe Evolutionsparadigma und Naturwissenschaft). Um einen Beweis biblischer Aussagen geht es keinesfalls. Eine solche Behauptung kann man bei der SG W+W nirgends finden. Sie wäre auch unsinnig, denn man kann nicht etwas beweisen, was man als Vorgabe schon voraussetzt. Die implizite Behauptung, es gebe im Kreationismus daher keine ergebnisoffene Forschung, ist daher ebenfalls falsch. In den Voraussetzungen gibt es natürlich keine Ergebnisoffenheit, so wenig wie in der Evolutionsforschung (welche Evolutionsforscher arbeiten mit der Fragestellung, ob Evolution stimmt oder versuchen diese in Frage zustellen? Dies wird längst nicht mehr hinterfragt, in dieser Hinsicht gibt es also ebenfalls keine Ergebnisoffenheit in der Evolutionsforschung). Ergebnisoffenheit gibt es aber sehr wohl in den einzelnen Hypothesen im Rahmen des Schöpfungsparadigmas, genauso wie in den Details der Evolutionsforschung (Näheres dazu in Biblische Schöpfungslehre und Grundtypenbiologie). O-Ton Hansjörg Hemminger. „Das Gefängnis, in dem sie sich befinden, ist aber nicht das biblischer Aussagen an sich, sondern das eines modernistischen Verständnisses biblischer Aussagen, das von der Bibel eine Autorität einfordert, die weder die Bibel noch irgendein anderes religiöses Buch hat und auch nicht haben will, nämlich eine Autorität, jede Frage, die der moderne Mensch haben kann, mit einer absolut richtigen Antwort zu bedenken.“ Antwort: Auf die Mitarbeiter der Studiengemeinschaft Wort und Wissen trifft diese Behauptung nicht zu. Es handelt sich in Wirklichkeit um eine Unterstellung, die geeignet ist, die Position der SG W+W schlechtzureden und lächerlich zu machen. Moderator: „Die Kreationisten gehen davon aus, dass vorhandene Lebewesen im Laufe der Zeit durchaus zu Variationen fähig waren, aber sie leugnen, dass durch den Prozess der Evolution neue Lebewesen entstanden sind.“ Antwort: Auch diese Aussage ist in dieser Formulierung mindestens irreführend. Die SG W+W vertritt seit Beginn ihrer Arbeit, dass es Artbildung innerhalb von Grundtypen gibt. Details dazu finden sich in „Evolution - ein kritisches Lehrbuch“ (http://www.wort-und-wissen.de/lehrbuch/main.html) und in den von der SG W+W herausgegebenen Fachberichten (http://www.wort-und-wissen.de/si). Korrekterweise hätte gesagt werden müssen, dass nach Überzeugung der SG W+W Beweise für die Entstehung neuer synorganisierter Strukturen und neuer biologischer Apparate fehlen. Die Verwendung des tendenziösen Begriffs „leugnen“ suggeriert zudem, es würden Tatsachen abgestritten, was absurd wäre. Moderator: „Und der Evolutionstheorie werfen sie vor, eben nur eine Theorie zu sein, nur eine Möglichkeit, wie sich die Lebewesen entwickelt haben. Antwort: Dieser Satz ist ebenfalls irreführend. Seitens SG W+W wird das Etikett „Theorie“ nicht in einem abwertenden Sinn verstanden („nur“ Theorie), und es ist schon gar kein Vorwurf. Schließlich kann man über einen vergangenen Vorgang grundsätzlich nur theoretische Modelle entwickeln. Der Punkt ist der, dass die Evolutionstheorie keinen Monopolanspruch in der Beantwortung der Ursprungsfrage erheben darf. O-Ton H.-J. Jacobsen: „sie leugnen grundlegende Tatsachen der Physik und der Geologie.“ Antwort: Auch das ist falsch. Bezeichnenderweise wird diese Behauptung nicht belegt. Moderator: „das Schulbuch 'Evolution - ein kritisches Lehrbuch', das sogar den sogenannten Deutschen Schulbuchpreis erhalten hat. Allerdings haben sich die Kreationisten diesen Preis quasi selbst verliehen, denn die Initiatoren des Preises, der Verein 'Lernen für die deutsche und europäische Zukunft', kommen selbst aus einem fundamentalistisch-christlichen Umfeld.“ Antwort: Dies entspricht nicht den Tatsachen, da der Schulbuchpreis nicht von Kreationisten vergeben wird. Zur Vergewisserung kann man sich bei www.schulbuchpreis.de informieren. O-Ton H.-J. Jacobsen: „es ist auch eine Welle, die in den letzten Jahren hochkommt: gegen die Evolutionsbiologie gerichtet aus fundamentalistischen Kreisen aus den USA mit sehr viel Geld ausgestattet.“ Antwort: Die SG W+W hat aus den USA noch nie finanzielle Zuwendung erhalten. Anderslautende Behauptungen sind frei erfunden.
O-Ton H. Hemmiger: „Ich denke, dass die Kritik an der Evolutionslehre derzeit in Deutschland an Boden gewinnt, da Wissenschaftskritik insgesamt populärer wird, Anti-Rationalismus insgesamt an Boden gewinnt.“ Antwort: Es ist Herrn Hemminger natürlich unbenommen, die Position der SG W+W unter „Anti-Rationalismus“ einzuordnen. Wir haben in Deutschland glücklicherweise das Recht der freien Meinungsäußerung und das darf Herr Hemminger in Anspruch nehmen. Nur: Es wäre interessant zu hören, inwiefern die in der Sendung gebrachten Zitate von Herrn Junker (und auch die vielen nicht zitierten Abschnitte aus dem eingangs erwähnten Interview) oder Publikationen der SG W+W diese Einschätzung rechtfertigen. Hier blieb die Sendung eine Antwort schuldig. Das heißt: Die Behauptung von Herrn Hemminger über „Anti-Rationalismus“ wurde ohne Beleg angeführt und ist nur geeignet, Stimmungen gegen die Position der SG W+W zu erzeugen. Fazit: Man kann daher insgesamt nur zum Schluss kommen, dass uninformierte Hörer desinfomiert und irregeleitet wurden. Informierte Hörer werden andere Schlussfolgerungen ziehen, wie zwei kritische Zuschriften zeigen, die der Studiengemeinschaft zugestellt wurden. Autor dieser News: Studiengemeinschaft Wort und Wissen
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