24.05.07 Erdähnlich – oder venusähnlich?
Anfang Mai 2007 ging es wie ein Lauffeuer durch die Presse: Es gibt sie: erdähnliche Planeten! Kosmisch gesehen direkt um die Ecke in nur 20 Lichtjahren Entfernung im Sternbild Waage (siehe zum Beispiel „Erster bewohnbarer Exoplanet entdeckt"1). Wer träumt da nicht sofort von einer Reise zu diesem exotischen Ort, wo es blaue Ozeane, eine unberührte Natur mit üppiger Vegetation und milde Temperaturen geben soll? Auf jedem Fall die Astronomen, die dieses Bild der Öffentlichkeit präsentierten.
Schauen wir aber, bevor die Euphorie jeden Realitätssinn verdrängt, zunächst mal die Fakten an: Der entdeckte Planet ist 1,5 mal so groß und 5 mal so schwer wie die Erde. Er umrundet alle 13 Tage den roten Zwergstern Giese 581. Aufgrund des Spektraltyps des roten Zwerges und des Abstands zwischen Stern und Planet wird die Oberflächentemperatur des Exoplaneten auf 0° - 40° C geschätzt.
Und die Ozeane? Und die bewohnbare Atmosphäre? Die Blumen, Vögel und Fische? Sie sind nichts als reines Wunschdenken! Paul Günter rückt in einem lesenswerten Kommentar von faz.net2 die Tatsachen wieder ins rechte Licht:
„Der Exoplanet könnte genauso eine knochentrockene, von gigantischen Schluchten durchzogene Steinwüste mit extrem giftiger Atmosphäre sein. Tatsächlich weiß niemand, wie der Exoplanet beschaffen ist. Aber mit dem Hinweis auf mögliche Ozeane bringt man die eigene Entdeckung und sich selbst ins Gespräch."2
Und damit nicht genug. Um den gedanklichen Irrtum noch klarer zu machen, vergleicht Paul Günter den neuen Exoplaneten bewusst mit unserem Nachbarplaneten, die Venus:
„Bei diesem blauen Planeten werden die Gedanken gezielt auf eine Erde gelenkt mit zwitschernden Vögeln oder Fischen, die sich in den Ozeanen des Exoplaneten tummeln. Und nicht etwa auf einen andern, ebenfalls erdähnlichen Planeten in unserer direkten Nachbarschaft - die Venus. Erdähnlich bedeutet für die Astronomen ja nur, dass der Planet klein ist und aus Gestein besteht. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein waren etliche Astronomen der Meinung, unter der undurchdringlichen Wolkenschicht der Venus könnten sich - wie auf dem Exoplaneten – riesige Ozeane verbergen, die Temperaturen auf ihrer Oberfläche seien nämlich allenfalls 30 oder 50 Grad höher als auf der Erde. Stattdessen registrierten die ersten Venussonden ungefähr 480 Grad."2
Kommen wir also wieder auf dem Teppich zurück und belassen es mit der Feststellung, dass die Instrumente der Astronomen inzwischen genau genug geworden sind, um neben einer Reihe von bislang entdeckten Riesenplaneten nun auch kleinere unterscheiden zu können. In fünf bis zehn Jahren wird vielleicht der erste Exo-Mond entdeckt. Dann sind der romantischen Phantasie wohl keine Grenzen mehr gesetzt.
Quellen
1 http://science.orf.at/science/news/147958
2 http://www.faz.net/s/Rub6E2D1F09C983403B8EC7549AB44FA0EF/
Doc~E861E410E3FC94AD3A380BED1751383CC~ATpl~Ecommon~Scontent.html Autor dieser News: Peter Korevaar Informationen über den Autor
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