09.10.07 Wo liegen die Grenzen der Evolution?
Elf Jahre nach der Publikation des kontrovers diskutierten Buches „Darwin’s Black Box" hat der Biochemiker Michael Behe ein Nachfolgewerk veröffentlicht: „The Edge of Evolution. The Search for the Limits of Darwinism“ (Free Press, New York, 2007, 320 Seiten, 28,00 USD). In „Darwin’s Black Box" hatte Behe argumentiert, es gebe in der Biochemie der Lebewesen nichtreduzierbare Komplexitäten, die nach allem, was wir wissen, durch bekannte graduelle evolutionäre Prozesse nicht entstehen könnten. Entgegen anderslautender Behauptungen wurden die Kernaussagen der „Black Box“ nicht widerlegt; stattdessen ging ein Großteil der Kritik an Behes Ausführungen vorbei. (Eine Zusammenfassung von Gegenargumenten und Entgegnungen darauf bietet der Genesisnet-Artikel Irreduzible Komplexität.)
Im neuen Buch greift Behe das Kennzeichen der nichtreduzierbaren Komplexität an einigen Stellen auf und weist darauf hin, dass mit Zunahme der Detailkenntnisse das Argument weiter an Schlagkraft gewonnen habe. Das Hauptanliegen von „Edge of Evolution“ ist jedoch ein anderes: Behe will die Grenzen evolutionärer Prozesse genauer bestimmen. Neue Erkenntnisse vor allem der letzten zehn Jahre dienen Behe für eine entsprechende Analyse, die vor allem auf Ergebnisse der Malariaforschung zurückgreift. Malaria ist für Behes Fragestellung besonders geeignet, weil es sehr gut untersucht ist, weil es ein Standardbeispiel für das Wirken von Mutation und Selektion ist und vor allem, weil der untersuchte Organismus, der Erreger Plasmodium immense Individienzahlen erreicht, was eine empirisch begründete Abschätzung evolutionärer Möglichkeiten sehr erleichtert.
In einem Gastbeitrag stellt Reinhard Junker auf dem Blog „Evolution und Schöpfung“ die wichtigsten Inhalte des Buches vor und kommentiert die Argumente Behes (http://evolution-schoepfung.blogspot.com/2007/10/edge-of-evolution-search-for-limits-of.html). Besonders bemerkenswert: Behe vergleicht Angriffs- und Abwehrmaßnahmen von Wirt und Erreger nicht mit einem „Wettrüsten“, wie das bei Konkurrenzsituationen oft metaphorisch für das Voranschreiten von Evolution behauptet wurde, sondern mit einem „Grabenkrieg“. Im Bild gesprochen: Es werden Brücken gesprengt statt dass neue Waffen erfunden werden. Behe begründet das durch empirische Befunde.
Genauso interessant wie Behes Thesen sind die Reaktionen auf die Veröffentlichung und die Entgegnungen darauf, die Behe selbst und andere verfasst haben. Junker schreibt in seinem Blogbeitrag: „Kaum war seine ‘Edge of Evolution’ auf dem Markt, wurden bereits Rezensionen in Science und Nature (und andernorts) veröffentlicht, die – man kann es nicht anders sagen – nur so von Verachtung Behes triefen und sich darin geradezu gegenseitig zu überbieten versuchen, ihn als Person möglichst lächerlich zu machen (...), ohne dass sie Antworten auf die von Behe aufgeworfene Grundfrage zu bieten hätten.“ Er zitiert im folgenden Casey Luskin, der anhand der Rezension von S. B. Carroll beispielhaft aufzeigt, wie und weshalb die Kritiker im Wesentlichen am Inhalt des Buches vorbei geschrieben haben, und der dazu folgende Punkte nennt:
1. Behes Argumente werden elementar falsch dargestellt,
2. Artikel, deren Inhalt Behes Behauptungen angeblich widerlegen, stützen sie in Wirklichkeit,
3. Beispiele für Evolution sind eindeutig innerhalb der von Behe markierten Grenzen der Evolutionsmöglichkeiten (Behe nennt selbst in seinem Buch Beispiele von evolutiv nachvollziehbaren Veränderungen) und
4. Vergleichend-biologische Befunde (Sequenzähnlichkeiten von Proteinen) werden fälschlicherweise als Belege für die Entstehung der Proteine durch Zufallsmutation und Selektion gewertet.
Junker schließt: „Wer es genau wissen will, wird sich die Mühe machen müssen, sowohl Behes Buch als auch die zitierten Originalarbeiten zu studieren.“ Dazu hilft eine Linksammlung am Ende des Blogbeitrags. Autor dieser News: Studiengemeinschaft Wort und Wissen Informationen über den Autor
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