Ist die Evolutionslehre falsifizierbar?Das Evolutionsparadigma (Paradigma = Leitanschauung) fußt auf dem weltanschaulichen Naturalismus. Dieser ist weder beweisbar noch widerlegbar, sondern eine Glaubensgrundlage, auf deren Basis bestimmte Fragestellungen erfolgreich behandelt werden können. Der Naturalismus ist nicht widerlegbar, weil bei Erklärungsproblemen oder unerwarteten Befunden immer entgegnet werden kann, dass zu wenig über die Natur bekannt sei, um eine rein naturalistische Erklärung definitiv ausschließen zu können. Die Aufklärung hypothetischer Mechanismen wird in die Zukunft verschoben. Die Forderung, dass eine naturalistische Erklärung als prinzipiell unmöglich erwiesen werden müsse, damit der Naturalismus als gescheitert gelten könne, ist aus demselben Grunde unerfüllbar. Das Scheitern eines weltanschaulichen Naturalismus kann nie endgültig demonstriert werden.
Ähnlich ist die Situation für das allgemeine Evolutionsparadigma. Damit ist das Fundament gemeint, auf dem evolutionäre Hypothesen aufgestellt und zu Theorien zusammengefügt werden. „Evolutionsparadigma“ meint die Anschauung, dass alle Lebensformen von andersartigen Vorläufern abstammen und letztlich auf einen oder allenfalls sehr wenige einzellige Vorläufer abstammungsmäßig zurückgehen. Weiter soll dieser Begriff bezüglich der Evolutionsmechanismen die allgemeine Aussage beinhalten, dass der Evolutionsprozess durch ausschließlich natürliche Prozesse erfolgte.
Diese allgemeinen Aussagen sind ähnlich wie der weltanschauliche Naturalismus praktisch nicht falsifizierbar. Auch hier kann bei Erklärungsproblemen oder Unstimmigkeiten zwischen Daten und Paradigma durch Verweis auf noch unbekannte Phänomene oder unbekannte Mechanismen eine definitive Falsifizierung vermieden werden. Wie dies konkret funktioniert, wird im Artikel Evolutionsparadigma und Naturwissenschaft gezeigt.
Die Schwierigkeit der Falsifizierbarkeit des Evolutionsparadigmas hängt damit zusammen, dass es nur sehr allgemeine Aussagen macht (ähnlich wie das Schöpfungsparadigma). Dies ändert sich jedoch, wenn bestimmte konkrete Hypothesen über die Ablaufformen und die Mechanismen der Evolutionsvorgänge aufgestellt werden. Je konkreter diese formuliert werden, desto leichter ist eine Prüfung und damit auch eine Falsifizierung möglich. Solche Falsifizierungen treffen aber das zugrundeliegende Paradigma nicht oder nur bedingt. Denn das Paradigma erlaubt die Erstellung unterschiedlicher, oft sogar gegensätzlicher konkreter Evolutionshypothesen (eine Reihe von Beispielen wird im Artikel Evolutionsparadigma und Naturwissenschaft angeführt). Scheitert eine solche Hypothese, wird sie durch eine andere mit dem Paradigma verträgliche Hypothese ersetzt. Ähnlich wird im Rahmen des Schöpfungsparadigmas vorgegangen (vgl. Schöpfung und Wissenschaft). Autor: Reinhard Junker, 21.07.2005
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